Auch: Kirkut (das Wort kommt von „Kirchhof“, polnische Bezeichnungen: kirkut, kierkow, kierchol) - die Bezeichnung „Jüdischer Friedhof“ wurde seit langem von Polen, vor allem von den Bewohnern Galiziens, gebraucht. Die Juden benutzten diese Bezeichnung nicht, sie ersetzten sie durch jiddische Namen (bejsojlem, bejsakwores und andere).
Der Friedhof ist ein besonders wichtiger Ort innerhalb der jüdischen Kultur, ebenso sind Krankheit und Tod von hoher symbolischer Bedeutung. Der jüdische Friedhof hatte separate Gräber für Kinder, Frauen (unverheiratete und verheiratete Frauen wurden getrennt voneinander begraben) und Männer. Juden, die das Leben für etwa Heiliges hielten, dachten während ihres Lebens nicht über den Tod nach. Doch wenn er sich unwiderruflich näherte, wurden Familienmitglieder gebeten, ein gnädig stimmendes Gebet für die begangenen Sünden zu beten. Eine uneigennützige Bruderschaft, auch „chewra kadyscha“ genannt, beschäftigte sich mit der Organisation von Beerdigungen. Die Mitglieder der Bruderschaft hielten in den Häusern der Verstorbenen die Uhren an, öffneten die Fenster, bedeckten die Spiegel mit Leinen, oder drehten sie um und gossen das Wasser aus dem Geschirr. Der Körper des Verstorbenen wurde auf den Fußboden gelegt, wobei die Beine in Richtung der Tür zeigten. Man legte ein paar Schilfhalme quer über den Leichnam und deckte ihn mit einem Bettlacken zu. Neben das Kopfende wurden brennende Kerzen gestellt. Gemäß einer verbreiteten Tradition wurde der Verstorbene innerhalb von 24 Stunden nach seinem Tod (man konnte diese Zeitraum verlängern, vorausgesetzt, der Sabbat nahte oder man wartete auf die Ankunft des Sohnes des Verstorbenen) begraben. Nach der Vorbereitung der Leiche wurden sie mit den Beinen voraus hinausgetragen und auf eine Trage aus Holz oder manchmal in einen Leichenwagen gelegt. Später wurden sie mit einem schwarzen Tuch bedeckt und zum Friedhof gebracht. Es war auch möglich, dass außer der Familie, den Verwandten und der Bruderschaft auch zufällige Passanten an der Beerdigungsfeier teilnahmen. Nachdem alle am Friedhof eingetroffen waren, wurde die Leiche in die Begräbniskapelle getragen, in welcher die Bruderschaft den Verstorbenen rituell wusch und mit dem Leichentuch umwickelte. Das Grab wurde am Tag des Begräbnisses ausgehoben (man umzäunte es nicht). Später ließ man die Leiche entweder hinunterrutschen oder ließ sie im Sarg in das Grab hinab. Auf dem Friedhof wurde ein aufrichtiger Mensch niemals neben einem Verbrecher bestattet. Außerhalb der Grenzen des Friedhofs wurden die Abtrünnigen und innerhalb des Friedhofs - allerdings am Zaun - diejenigen begraben, die den Freitod gewählt hatten. Der Verstorbene ruhte in westlich-östlicher Richtung, sein Kopf zeigte nach Jerusalem. Nachdem das Grab mit Erde zugeschüttet wurde, sprach man das Kaddisch und anschließend - nachdem die Hände gewaschen worden waren - kehrte man in das Haus des Verstorbenen zurück und begann mit der Trauer. Die Gemeinde zog die Bestattungsgebühren des Verstorbenen im Verhältnis zu seinem gesellschaftlichen Status, seiner Religiosität, und vom, aus Sicht der Religiosität wichtigsten Punkt, dem genauen Platz, an dem der Leichnam bestattet worden war, dem „Platz in der Hierarchie der Sakralobjekte“, von seiner Familie ein. Ein Grabstein (Mazewa), der ein Zeichen für die Hochachtung vor dem Verstorbenen war, wurde spätestens am ersten Jahrestag seines Todes errichtet. Den verstorbenen chassidischen Anführern (den Zaddikim) wurde ein Grabmal in Form eines Gebäudes aus Holz oder Ziegeln (Ohel) errichtet.
Ein grundlegender Unterschied zwischen dem christlichen und jüdischen Friedhof ist der unterschiedliche Umgang mit den Gräbern. Das Christentum erlaubt es, die Gräber zu exhumieren und jemanden nach einer bestimmten Zeit erneut zu begraben. Einen Friedhof, der seit langem nicht gebraucht wurde, kann man auflösen. Nach den Regeln des Judaismus ist jedes Grabmal und jeder Friedhof unantastbar solange sein Ort bekannt ist. Es gibt Ausnahmen, wenn zum Beispiel der Leichnam zwecks einer Verlegung der sterblichen Überreste in ein Grab im Heiligen Land oder ein Familiengrab exhumiert wird. Nach den religiösen Geboten wurden die jüdischen Friedhöfen außerhalb der Stadtgrenzen gebaut.
Quelle:
- http://pl.wikipedia.org/wiki/Cmentarz_%C5%BCydowski [zuletzt eingesehen am 15.07.2010]