Rosz ha-Szana

Der Anfang des neu anbrechenden jüdischen Jahres, der auf den ersten Tag des Monats Tishrei fällt. Der vorangehende Monat Elul ist die Zeit, in der man sein Gewissen erforschen soll und alle Taten des zu Ende gehenden Jahres bewertet und sich durch den Akt der Reue für die an Rosch ha-Schana zu treffende Entscheidung Gottes über Tod und Leben eines Menschen vorbereitet. Im Monat Elul bläst man nach dem Morgengebet ein Widderhorn und in der Woche, die Rosch ha-Schana unmittelbar vorangeht, spricht man das Gebet Selichot, in dem man um Verzeihung, Vergebung der Sünden und Gnade beim Fällen von Gottes Urteil fleht. Das Widderhornblasen ist von tiefer symbolischer Bedeutung: seine drei Grundtöne: Tekija (stetig), Szewarim (drei kurze) und Terua (neun kurze Töne) spiegeln die drei verschiedenen Bedeutungen dieses Festes – den Jahrestag der Schöpfung der Erde, das Gericht, das Gott über die Menschen hält und den Tag der Wiederherstellung des Bundes zwischen Gott und Israel, wider. In dieser Zeit besucht man auch Gräber, um die Toten um Fürsprache bei Gott zu bitten. Mit diesem Fest sind viele charakteristische Bräuche verbunden. Am erew Rosch ha-Schana soll man in Mikwe baden, weil man dank dieser Tätigkeit den Zustand der geistigen Reinheit erreicht. Man soll sich außerdem die Haare schneiden lassen und eine neue Festtagskleidung in hellen Farben anziehen. Auch die Synagoge sieht in dieser Zeit festlich aus: Den Thoraschrein verdeckt man mit einem weißen Parochet. Meil (ein Kleid, d.h. ein samtener oder seidener Thoraumhang) und Pultbedeckungen auf der Bima sind ebenfalls in weißer Farbe gehalten, weil diese Farbe ein Symbol für Reinheit, die Freiheit von Sünden und Unschuld ist. Die an diesem Tag gesprochenen Gebete spiegeln den ernsthaften Charakter des Festes wider. Sie enthalten Bitten um Leben und Gesundheit für sich selbst und die Nächsten und sind reue- und demutsvoll. Eines der Gebete enthält die Bitte um einen Eintrag in das Buch des Lebens. Diese Bitte wird mehrmals wiederholt, weil Gott an diesem Tag die Schicksale der Gerechten ins Buch des Lebens und die der Sünder ins Buch des Todes einträgt. Die Urteile über andere Menschen werden im Jomim Noraim gesprochen, zehn Tage zwischen Rosch ha-Schana und Jom Kipur. Diese Worte spricht man auch, wenn man an diesem Tag Bekannte mit den Worten: „leszana towa tikkatewu“ – mögest du für ein gutes Jahr eingeschrieben werden! beglückwünscht. Ein fester Brauch, der mit Rosch ha-Schana verbunden ist, ist Tashlikh, d.h. das Werfen des Inhalts der Hosentaschen ins Wasser – in einen Fluss, Teich, oder eine Quelle. Diese Tat symbolisiert die Ablehnung und Abkehr von den Sünden. Man zitiert dabei ein Fragment aus dem Buch Micha: „Er wird wieder Erbarmen haben mit uns und unsere Schuld vertreiben. Ja, du wirfst all unsere Sünden in die Tiefe des Meeres hinab.“ Wenn man nach Hause zurückkommt, tischt man ein festliches Mahl auf. Mann isst Speisen, die den Anfang des neuen Jahres symbolisieren – z.B. Fischköpfe- oder Lammkopffrikassee, da ein Sprichwort besagt: „Man beginnt das Jahr mit dem Kopf und nicht mit den Beinen“. Es herrscht weiterhin die Überzeugung vor, dass das neue Jahr von den festlichen Speisen abhängt, die man zu sich nimmt, daher ist es verboten an diesem Tag bittere, saure oder salzige Speisen zu essen. Es würde ein Jahr voll Bitterkeit, Streit und Tränen ankündigen. Dieses Fest ist deshalb der einzige Tag im Jahr, an dem man beim Sprechen des Segensgebets den Hefezopf nicht salzt, sondern in Honig taucht. Auf dem Tisch müssen sich auch Äpfel mit Honig, Rosinen und Datteln befinden. Außer ihnen gibt es noch Trauben und Granatäpfel, die durch ihre Struktur (Vielfalt und Einheit) die geistige Vereinigung der Israeliten mit Gott symbolisieren.

Der Text stammt vom Portal Diapozytyw, früher Eigentum des Adam-Mickiewicz-Instituts.
Der nebenstehende Text stammt aus dem Buch „Historia i kultura Żydów polskich. Słownik“ („Die Geschichte und Kultur der Polnischen Juden. Glossar.“), dessen Autoren Alina Cała, Hanna Węgrzynek und Gabriela Zalewska sind. Das Buch wurde beim Verlag WSiP herausgegeben.

Die Übersetzung dieses Textes wurde ermöglicht dank der freundlichen Unterstützung der:

Konrad Adenauer Stiftung Polska

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