Sefardyjczycy

[hebr. Spharadim, Spharad = Spanien]

Eine jüdische Gruppe, die eine eigene Kultur entwickelte und von der iberischen Halbinsel (Spanien, Portugal) und einem Teil der Provence, wo sie seit dem Römischen Reich gelebt haben, stammt. Die Freiheit, die sie unter der Herrschaft der islamischen Herrscher genossen, hatte zur Folge, dass sie sich an die lokale Bevölkerung anpassten und sich nicht durch einen eigenen Kleidungsstil abgrenzten. Im Mittelalter schufen sie eine Hochkultur. Einige ihrer Vertreter waren Berater der arabischen Herrscher, schrieben höfische Gedichte und beschäftigten sich mit Philosophie, Astronomie, Mathematik und Medizin. Sie zeichnete Karten und Navigationstabellen, schufen Präzisionsinstrumente. Das philosophische Denken der spanischen Juden hat in Verbindung mit der arabischen Philosophie zur geistigen Wiederbelebung des christlichen Europa beigetragen. Die auf Arabisch verfasste und dann ins Lateinische übersetzte Abhandlung von Shlomo ibn Gabirol (1021-1070), „Fons Vitae“ [die Quelle des Lebens] verknüpfte die Traditionen des Judentums mit der neoplatonischen Philosophie und die Werke des Maimonides waren ein Versuch, das Judentum mit dem Aristotelismus in Einklang zu bringen. Als Spanien schrittweise von katholischen Herrschern erobert wurde, verschlechterte sich die Lage der jüdischen Bevölkerung rapide. Nach der Vereinigung des Reiches (1492) wurden die Juden vertrieben. Sie wurden über die islamischen Länder in Nordafrika, den Nahen Osten und den Balkan verstreut. Mehrere Gruppen der sephardischen Juden ließen sich in Frankreich, Italien und den Niederlanden nieder. Mit den ersten Expeditionen über den Atlantik erreichten sie Südamerika und im 17. Jahrhundert Nordamerika. Eine kleine Gruppe von Sephardim ließ sich in Zamość nieder, wo sie sich schnell durch die Annahme der Kultur an die sie umgebenden Aschkenasim anpasste. Jahrhunderte der kulturellen Isolation zwischen muslimischen und christlichen Kulturen hatten zu einer Differenzierung der sephardischen Juden und den Ashkenasiden geführt, aber die grundlegende Einheit der Religion blieb bestehen. Der Kontakt zueinander führte wiederum zu gegenseitigen kulturellen Entlehnungen. Sephardim sprachen die Ladino-Sprache, ihr Ritus unterschied sich geringfügig von dem der Ashkenasiden (in der Intonation religiöser Lieder, der Aussprache hebräischer Wörter, der Reihenfolge der Gebete während der Gottesdienste, etc.), sie waren der Tradition der kabbalistischen Spekulation (z. B. Sabbataismus) sehr verbunden und wiesen einen weniger restriktiven Zugang zur Religion auf. Viel größer waren die Unterschiede im Brauchtum: Kostüme, Küche, Folklore und musikalische Traditionen unterschieden sich stark voneinander.

Alina Cała

Der Text stammt vom Portal Diapozytyw, früher Eigentum des Adam-Mickiewicz-Instituts.
Der nebenstehende Text stammt aus dem Buch „Historia i kultura Żydów polskich. Słownik“ („Die Geschichte und Kultur der Polnischen Juden. Glossar.“), dessen Autoren Alina Cała, Hanna Węgrzynek und Gabriela Zalewska sind. Das Buch wurde beim Verlag WSiP herausgegeben.

Die Übersetzung dieses Textes wurde ermöglicht dank der freundlichen Unterstützung der:

Konrad Adenauer Stiftung Polska

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