Juden begannen im 16. Jahrhundert sich in Lelów anzusiedeln. Die erste schriftliche Erwähnung über mehrere jüdische Familien in der Stadt stammt aus dem Jahr 1547. Doch bereits 1564 verringerte sich ihre Zahl auf sechs, wenngleich aus den Notizen vom Besuch des Bischofs Jerzy Radziwiłł hervorgeht, dass es 1598 wieder mehr als 10 jüdische Familien waren. Jede von ihnen zahlte dem König eine Steuer in Höhe eines Talers sowie eine bestimmte Menge an Gewürzen für die Erlaubnis, rituelle Viehschlachtung zu praktizieren.
In den Folgejahren spielte die jüdische Gemeinschaft eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen Leben der Stadt und der Umgebung. Juden arbeiteten vorwiegend im Handel und im Handwerk. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand in Lelów offiziell eine jüdische Gemeinde. Jüdische Bürger der Stadt zahlten im Jahr 1718 insgesamt 741 zł Steuern, in den Jahren 1733-1737 waren es 1050 zł. 1787 lebten in der Stadt 231 Juden. Im 18. Jahrhundert wurde die Gemeinde in Kromołów an die jüdische Gemeinde in Lelów angegliedert.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte in Lelów der Zaddik Dawid Biderman (1746-1814), Schüler von Elimelech aus Leżajsk, der die Dynastie der Zaddikim in Lelów begründete. Um ihn konzentrierte sich eine große chassidische Gemeinschaft.
Anfang des 19. Jahrhunderts umfasste die Gemeinde aus Lelów Juden aus 29 umliegenden Dörfern.
Im Jahr 1808 lebten in der Stadt selbst 269 Juden (29% der Gesamtbevölkerung). Ihre Zahl stieg aber sehr schnell: 1827 waren es bereits 339 Juden (39%), 1857 – 480 (53%). Die jüdische Bevölkerung wohnte am Marktplatz sowie in der Nähe der Częstochowska Straße, Poprzeczna Straße, Kacza Straße, Zatylna Straße sowie Za Placami Straße.
In den Jahren 1823-1862 wurden die Juden aus Lelów gezwungen, in einem abgetrennten Teil der Stadt zu leben. Allerdings sind wir heute nicht mehr imstande, die genauen Grenzen dieses Stadtteils zu benennen.
Die jüdische Gemeinschaft in der Stadt beschäftigte sich maßgeblich mit Handel, Handwerk (Schneider-, Dachdecker- und Schusterhandwerk), dem Betreiben von Gaststätten sowie der Verpachtung verschiedener Güter.
1897 stieg die Zahl der in der Stadt ansässigen Juden auf 720 Personen, was 60% der Gesamtbevölkerung ausmachte. Viele Juden kamen auch zeitweilig in die Stadt, um den Zaddik zu besuchen.
Anfang des 20. Jahrhunderts entstand in Lelów eine jüdische Glashütte. Ferner gab es einen Holzbetrieb sowie zwei industrielle Betriebe.
Nach 1918 befand sich Lelów in den Grenzen der Zweiten Polnischen Republik. Im Jahr 1921 lebten in der Stadt 683 Juden (52%). 1930 versuchte der Staat die jüdische Gemeinschaft in Lelów mit der in Szczekociny zu verbinden, was aufgrund von Protesten seitens der Juden nie umgesetzt wurde.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges marschierten die deutschen Truppen am 3. September 1939 in die Stadt ein. Sie begannen mit der Zerstörung der städtischen Bebauungen (die Kirche, viele Häuser und Ställe wurden niedergebrannt). Die Einwohner wurden um ihr Hab und Gut beraubt und oftmals, ungeachtet ihrer Herkunft, ermordet. Viele Juden flohen in größere Städte wie Będzin oder Częstochowa. In Lelów blieb nur noch ca. die Hälfte der jüdischen Gemeinschaft aus der Vorkriegszeit. Zwar errichteten die Deutschen hier nie ein Ghetto, aber dennoch mussten die Juden Zwangsarbeit verrichten und durften sich weder frei in der Stadt bewegen noch etwas besitzen.
Kurze Zeit später rissen die Deutschen die Synagoge ab und begannen die jüdische Bevölkerung aktiv zu verfolgen. Dennoch gelang einem Teil der Juden die Flucht aus der Stadt.
Ca. 380 Juden aus Lelów wurden im September 1942 in das deutsche Vernichtungslager Treblinka II deportiert. Die restlichen jüdischen Einwohner der Stadt kamen in die Ghettos in Radomsko und Jędrzejów.
Die Nachfahren des Zaddiks Biderman leben heute in der Stadt Bnei Berak in Israel. Jedes Jahr, zum Jahrestag des Zaddiks Dawid Biderman, kommen hunderte Chassiden aus der ganzen Welt zu seinem Grab, um Gebete zu sprechen.
Bibliografie:
- Galas M., Skrzypczak M., Żydzi lelowscy. Obecność i ślady, Kraków 2006.
- Lelow, [in:] The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, ed. S. Spector, G. Wigoder, Bd. 2, Jerusalem – New York, 2001.
- Skrzypczyk M. Wieczorek A., W drogę! Wyprawa edukacyjno–badawcza śladami Dawida Bidermana po chasydzkich drogach, [w:] Żydzi na Górnym Śląsku i w Zagłębiu Dąbrowskim. Historia. Kultura. Zagadnienia konserwatorskie, Red. D. Rozmus, S. Witkowski, Kraków 2011