Juden tauchten in Aleksandrów Kujawski erstmals in den 60er Jahren des 19. Jh.s. auf. Zu Beginn stand die jüdische Gemeinde von Alesandrów Kujawski unter der Oberaufsicht des Synagogenaufsehers in Nieszawa. Mit der Zeit begannen die Juden aus Aleksandrów, die Gemeinde von Nieszawa in wirtschaftlicher und demographischer Hinsicht zu übertrumpfen. Eine Folge war, dass dem Namen der Gemeinde der Beiname „Aleksandrów Kujawski“ hinzugefügt wurde. Der offizielle Name lautete nun „Synagogenaufsicht (später: Jüdische Glaubenssgemeinde) Aleksandrów Kujawski-Nieszawa (Nessau)“. Während des 19. Jhs hindurch hatte die Gemeinde meist keinen Rabbiner. Seine Pflichten erfüllten ein Schächter und ein Kantor. Diese Stellung hatten bis zum Jahre 1867 der Reihe nach folgende Personen inne: Abram Łęczycki, Abraham Tytoń, Mosiek Jakub Zysman (seit 1840 als Unterrabbiner und seit 1848 als Rabbiner), Aron Hersz Lewi, Mojżesz Toroński (Toroński) [Dziki, Tomasz: Żydzi w Nieszawie w pierwszej połowie XIX wieku, „Ziemia Kujawska”, 2004, Bd. 17, S. 59]
Im 19. Jh. leiteten folgende Rabbiner die Gemeinde: Abraham Zonabend (er wohnte in Nieszawa und starb gegen Ende der 20er Jahre des 20. Jhs. Er stammte aus einer Rabbiner-Familie. Sein Bruder Jehuda Lejb Zonabend war Rabbiner in Dobrin an der Drewenz, sein Schwager Icchak Meir Bornsztein war Rabbiner in Gostynin und sein Cousin Iszohar Grojbard war Rabbiner in Będzin, Jakub Hersz Gendzähler (er wurde am 20. September 1903 in Sanok geboren, und war Sohn von Izrael und Roza Gendzähler. Er wohnte in Aleksandrów Kujawski und wurde am 29. Dezember 1932 zum Rabbiner gewählt). Ungefähr 1935 wurde Pozner höchstwahrscheinlich zum Unterrabbiner oder zum Assistenzrabbiner gewählt. Er vertrat auf dieser Stellung den in den 30-er Jahren verstorbenen Rabbiner Erlech von Służewo. Die Tätigkeit der Rabbiner ergänzten in den Jahren 1918-1939 die Schächter Icek Brandenburg, Lejb Hilel Miller, Zelig Pinkert, sowie der Rabbineranwärter: Szulim Ber Pinkert, der Sekretär Dawid Miller und der Aufseher der Synagoge Mojsze Lejzor Nudla.
Die Zusammensetzung mancher Gemeindevorstände im 20. Jarhundert ist nicht mehr bekannt. Eine Ausnahme bilden die Wahlen, die am 30. August 1936 stattfanden. In der endgültigen Aufteilung der Mandate gewann die Liste Nummer 1 (das Bündnis parteiloser Orthodoxer und Zionisten-Revisionisten) mit drei Mandaten (der Gemeindeverwaltung gehörten Mojsze Rafał Przedecki, Jakub Gudak und Mojsze Jakubowski an, Stellvertreter waren: Aron Finkelsztajn, Hersz Najman und Izaak Szylszreiber), die Liste Nummer 2 (Orthodoxe) und Nummer 3 („Misrachi”) ohne Mandate, Liste Nummer 4 („Agudat Israel” und parteilose Orthodoxe) hatte zwei Mandate (Szmul Tchórz und Josef Aron Frajtag, Stellvertreter: Josef M. Kowalski und Aron Finkelsztajn), Liste Nummer 6 verfügte ebenfalls über zwei Mandate (Aron Zalesiński und Hercko Rotman, Stellvertreter: Alter Tyk und Abram Wojdysławski), und die Liste Nummer 7 konnte ein Mandat erringen (Lewek Sztachelberg, Stellvertreter: Hersz Ber Ciuk). Zum Vorsitzenden der Gemeindeverwaltung wurde Maurycy (Mojsze) Przedecki gewählt, genau wie in der vorigen Amtszeit. Die Liste des „Bundes“ wurde vor den Wahlen für ungültig erklärt. Die politischen Einflüsse in der Gemeindeverwaltung waren 1937 folgendermaßen verteilt: Die Zionisten verfügten über vier Mandate, die Parteilosen ebenfalls über vier und die Orthodoxen über ein Mandat. Ungefähr 90% der Mitgleider der jüdischen Gemeinde Aleksandrów Kujawski-Nieszawa wohnten in Aleksandrów. 1921 zählte die Gemeinde ungefähr 1300 Einwohner, 1923 ungefähr 1150, 1937 waren es 1010 Einwohner (darunter 540 Frauen),und 1939 1086 Einwohner. Um die Wende des 19. Jhs zum 20. Jh entstand in Aleksandrów eine Synagoge. Das Objekt wurde auf einem Grundstück mit einer Fläche von 612 Quadratkilometern errichtet, das in der Strażacka-Straße angelegt wurde. Es war ein gemauertes, verputztes, einstöckiges und gedecktes Gebäude mit einem Giebeldach, das mit Dachpappe gedeckt war. In seiner unmittelbaren Umgebung befanden sich ein gemauertes Gebäude der Gemeindekanzlei, Wirtschaftsräume und ein Obdachlosenheim. Im Ostteil der Stadt (in der heutigen Parkowa-Straße) befand sich ein Friedhof mit einem kleinen Gebäude für den Friedhofsaufsehers auf einer Fläche von 5120 Quadratmetern. Insgesamt wurde der Geldwert des Gemeindelandguts auf 15 810 zł geschätzt. [Quelle:Kawski, Tomasz: Inwentarze gmin żydowskich z Pomorza i Wielkopolski wschodniej w okresie międzywojennym (1918/20-1939), [[in:] „Kwartalnik Historii Kultury Materialnej”, 2006, Nr. 1, Dok. Nr. 1, S. 76; Kawski, Tomasz: Gminy żydowskie pogranicza Wielkopolski, Mazowsza i Pomorza w latach 1918-1942, Wydawnictwo Naukowe GRADO, Toruń (Thorn), 2007, S. 17-25; http://cmentarze-zydowskie.pl/aleksandrow_kujawski.htm]
Juden hatten einen bedeutenden Anteil am wirtschaftlichen Leben von Aleksandrów Kujawski. 1928 kauften sie 33% der industriellen Handelspatente auf, darunter 6% in der Industrie und 36% im Handel. Die meisten Mitglieder der jüdischen Gemeinde erzielten Ende der 30er Jahre des 20. Jhs ihr Einkommen aus dem Handel (53%) und aus dem Handwerk (23%). Die verbleibenden 24% verteilten sich auf andere Berufe. Unter den Letztgenannten zeichneten sich folgende Unternehmer aus: Josef Atłas, Abel Przedecki, Jakub Szwarc (der Betrieb ging 1932 insolvent), die Großgrundbesitzer Teodora Bursztin, Mieczysław Czapliński, Helena Kwiatkowska und Stefania Theihaber, sowie Estera Rubinstein-Kellerowa, und die Ärzte Ida Leńska, Markus Kraushar, Jerzy Ryszard Idson und Henryk Rau. Ein bedeutender Arzt war in Aleksander Kujawski Michaił Silberbart (1851-1917). Er erfreute sich u.a. dank des „kunstvollen“ Zusammennähens von Wunden, die bei Prügeleien von Schmugglern entstanden waren, großer Beliebtheit. Auch sein Sohn Mieczysław war später in Aleksandrów als Arzt tätig. Im Handel zeichneten sich die Geschäfte und die Lager Mojsze Bursztyns, Teodor Bursztyns, Izrael Buźnics, Jakub Fogls, Jakub Dawid Jakubowskis, Ick Fligelmans, Hinda Nejmans, Małka Lewkowiczs, Liba Szczecińskas und Salomon Szwarcbards aus. Mit dem Handwerk beschäftigten sich u.a. Chaim Izbicki (Klempner), Jakub Hersz Kac (Metzger), Jakub Fraitag (Uhrmacher), Chaim Podgórski (Frisör), Hersz Szpigel (Schäftemacher).
Im Dezember 1938 und im Januar 1939 wurde vermerkt, dass der Verband Junger Nationalisten (Związek Młodych Narodowców) und der Verband der Polnischen Jugend (Związek Młodzieży Polskiej) eine breit angelegte Aktion im Kreis Nieszawa durchgeführt hatte, die den Boykott jüdischer Geschäfte zum Ziel hatte.
Die Juden wurden zum größten Teil Ende des Jahres 1939 aus Aleksandrów ausgesiedelt. Sie kamen nach Sokołów Podlaski, Siedlce, Grójec, Łyszkowice, Warszawa, Bełchatów und Andrzejów in der Nähe von Łódź (Lodsch). Im Winter 1940/1941 lebten in Aleksandrów Kujawski ungefähr 500 Juden. Die Juden mussten eine Straße nach Ciechocinek bauen. Während der Straßenarbeiten wurde ein jüdischer Friedhof zerstört. Am 10. September 1939 verbrannten Wehrmachtssoldaten zusammen mit örtlichen Deutschen die Synagoge. Am 7. September 1941 wurde eine öffentliche Hinrichtung von sechzig Juden vorgenommen. Am 14. September wurden weitere fünfundvierzig Juden erschossen. Im Frühling und Sommer 1941 fanden weitere Umsiedlungen statt. Am 8. März 1941 fand sich die Frau des Stellvertreters der Gemeindeältesten von Aleksandrów Kujawski im Ghetto von Łódź wieder. Sie erregte hinsichtlich einem durch seine enorme Größe auffalenden Davidstern, der auf ihrer Kleidung aufgenäht war großes Interesse. Jugendliche kamen in ein Arbeitslager. Ein Teil der Ausgesiedelten, der sich im Getto von Łódź befand, geriet 1942 in die Nähe der Heimatortschaft, wo er Torf stechen musste. Die restlichen Juden wurden im Mai 1942 aus der Stadt deportiert. Seit den ersten Tagen des Junis 1942 fehlt jegliche Spur von den Juden aus dem Kreis Nieszawa (damals Kreis Ciechocinek). Flüchtlinge aus Aleksandrów Kujawski berichteten im Mai 1942, dass die letzten siebzig Juden aus dem Kreis Nieszawa angeblich zu Arbeiten an der deutsch-russischen Grenze oder nach Bessarabien geschickt wurden. Tatsächlich kamen sie in das Konzentrationslager in Chełmno am Ner. Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchten einzelne Juden wieder auf, die eine Abteilung des Zentralkomitees der polnischen Juden gründeten. In der zweiten Hälfte des Jahres 1946 vereinigte dieses 23, Mitte 1947: 14, im Dezember 1947: 19 und im Dezember 1948: 5 Personen. Die Anzahl blieb höchstwahrscheinlich in den nächsten Jahren gleichbleibend. Laut Angaben aus dem Jahr 1960 wohnten damals 44 Juden im gesamten Kreis Aleksandrów, also hauptsächlich in Ciechocinek [Archiwum Państwowe w Bydgoszczy (Staatliches Archiv Bromberg), Komitet Wojewódzki Polskiej Zjednoczonej Partii Robotniczej w Bydgoszczy, Sign. 51/XV/7, T. 1; Kawski, Tomasz: Kujawsko-dobrzyńscy Żydzi w latach 1918-1950, Toruń, 2006, Tab. 3, S. 35, Tab. 41, S. 267].