Juden kamen wahrscheinlich vor 1771 nach Zabrze. Die erste Erwähnung jüdischer Bevölkerung in Zabrze betrifft die Taufe eines Juden, der den Namen Ignatius Mathias annahm. Sie fand am 13. Oktober 1771 in der örtlichen St.-Andreas-Kirche statt.

Im Jahr 1776 befahlen die preußischen Behörden die Umsiedlung aller Juden innerhalb eines Monats von der linken auf die rechte Oderseite. An neuen Orten, durften sie hingegen nur in Dörfern leben. Ein paar Jahre später, im September 1779, änderten die preußischen Behörden ihre Meinung und befahlen allen Juden die Dörfer zu verlassen und in die Städte zu ziehen. Als wichtigste Stadt für die Ansiedlung wurde Gleiwitz ausgewählt. Am 17. August 1780 wählte die Breslauer Kammer fünf Städte als Siedlungsstädte für Juden aus. Dies waren Tarnowskie Góry, Mysłowice, Mikołów, Lubliniec und Bieruń Stary. Von 1781 stammte eine Information über zwei jüdische Familien, die aus Zabrze fortzogen. Dabei handelte es sich um Jacob Loebel, der nach Mysłowice zog sowie Elias Benjamin, der nach Gleiwitz ging.

Im Jahre 1787 zog die preußische Regierung ihre Umsiedlungsbestimmungen zurück, da die von ihnen verlassenen Städte zu große wirtschaftliche Verluste machten. Dokumente aus dem Jahr 1788 erwähnen die Heirat von Johan Stein aus Mikulczyce mit dem Fräulein Catharina Elgotowisch, der Tochter von Adalbert aus Małe Zabrze[1.1]. Auch die sog. Allgemeinen Preußischen Tabellen von 1790 zeigen die Anwesenheit von Juden in Zabrze.

Im Jahr 1790 arbeitete der Bergbauingenieur Salomon Izaac aus Brabant auf Anordnung des Oberbergamtes in Breslau auf dem Gebiet der schlesischen Städte Zabrze, Królewska Huta sowie Ruda Śląska. Er war Berggeschworener und Geologe, der Steinkohlevorkommen suchte. Dank seiner Arbeit wurden reiche Steinkohlevorkommen zwischen Zaborze und Pawłów gefunden. 1791 wurde in Zabrze das erste staatliche Bergwerk in Schlesien namens Königin Luise gegründet. In den Dokumenten über das Vermögen von Zabrze von 1793 befinden sich Information über den Pächter Judel Baruch, der Branntweinbrenner am Hofe war.

Die Volkszählung, die in der Provinz Schlesien vom Oktober 1812 bis zum 30. November 1815 durchgeführt wurde, listet drei Juden in den heutigen Bezirken von Zabrze auf und zwar Löbl Biermann in Makoszowy, Koppel Perl in Maciejów sowie Jacob Abraham Fleischel Schlesinger in Biskupice. Vor 1825 ließ sich in Zabrze die Familien des Herbergswirts Mojżesz Glaser nieder, der auch verschiedene Bauarbeiten durchführte. Im Jahr 1820 wurde sein Sohn Simon geboren. Er erhielt von der Pfarrgemeinde St.-Andreas den Auftrag Bauarbeiten an den Pfarrgebäuden durchzuführen. Die Beziehung Glasers zum örtlichen Pfarrer war sehr gut, wovon auch ein der Kirche von Mojżesz Glaser gestifteter Kelch im Wert von 417 Taler zeugte. Im selben Jahr lebten in dem Dorf Zabrze sowie in Małe Zabrze 12 Juden. Von 1836 stammt eine Information über die Familie von Israel und Paulina Landsberg, die von Zabrze nach Gliwice zogen[1.2].

In den folgenden Jahren war eine systematische Zunahme der jüdischen Bevölkerung in der Umgebung von Zabrze zu verzeichnen. 1840 lebten in Mikulczyce 20 Juden, in Małe Zabrze waren es 15 Juden und im Alten Zabrze 9 Juden. 1865 entstand hier die Abteilung der jüdischen Gemeinde von Zabrze in Bytom. Es gehörten ihr insgesamt 119 Juden aus Biskupice, Mikulczyce, Zaborze, Zabrze, Rokitnica und Poręba an. Die Gemeinde hatte zu dieser Zeit jedoch keine Verbandsrechte.

Seit 1854 unterlagen die Juden aus Zabrze, Zaborze, Rokitnica und Mikulczyce der Jüdischen Gemeinde in Bytom. Bis 1871 bestatten sie ihre Verstorbenen auf dem dortigen Friedhof. Für religiöse Zwecke wurden Räume im Privathaus von Samuel Hoffman und Heinrich Haendler angemietet. Während größerer Feste wurden Gebetsversammlungen im großen Saal der Bierbrauerei von Loebel Haendler abgehalten. Zu dieser Zeit war in Zabrze Dawid Bamberger für die Einhaltung der Regeln des Judaismus verantwortlich.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beteiligten sich die Juden aus Zabrze an der Entwicklung der lokalen Industrie, was dazu führte, dass sie schnell wohlhabend wurden und zur gebildeten Mittelschicht der Stadt aufstiegen. Ende 1855/Anfang 1856 gründeten die Juden Silbergleit und Schlesinger die Hütte Reden. Im Jahre 1866 gründete Wilhelm Eisner eine Glashütte, in der neben gewöhnlichen Flaschen auch Kunstglas für Lampenschirme von Öllampen hergestellt wurde. Jüdische Händler investierten ihr Kapital in die Entwicklung von Mehrbranchen-Unternehmen und Geschäften. Im Jahre 1880 pachtete Wilhelm Eisner für 4 300 Mark jährlich den größten Marktplatz in der Stadt, der in der Nähe des Bahnhofs gelegen war. 1857 eröffnete Hermann Schwartz aus Breslau die erste Apotheke in Małe Zabrze in der heutigen Dworcowa Straße. Sein Nachfolger Salomon Lomnitz eröffnete 1869 in Biskupice eine Filialapotheke. Beide trugen den Namen „Adler-Apotheke” (poln. „Pod Orłem”).

1861 lebten auf dem Gebiet von Zabrze 297 Juden. Der Großteil von ihnen (122 Personen) wohnte in Małe Zabrze. Im März 1862 zog ein Teil aus Biskupice, Makoszów, Pawłów, Kończyce und Sośnica in die Jüdische Gemeinde von Wielkie Łagiewniki um. 1865 erwarben die immer reicher werdenden Juden aus Zabrze ein Grundstück für den Bau einer Synagoge und begannen sich um die Gründung einer eigenen Gemeinde zu bemühen. 1867 übernahm der aus Bytom stammende Rabbiner Dr. Ferdinand Rosenthal die religiöse Leitung in Zabrze. Im selben Jahr nahm die jüdische Schule ihren Betrieb auf.

Am 1. Januar 1872 wurde in Zabrze eine eigenständige jüdische Gemeinde gegründet. Ihr Einzugsgebiet umfasste Biskupice (61 Personen), Dorota (11 Personen), Małe Zabrze (285 Personen), Mikulczyce (42 Personen), Stare Zabrze (143 Personen) sowie Zaborze (189 Personen). Die Gebete wurden in gemieteten Räumen im Privathaus von Samuel Hoffmann in der Kronprinzenstraße 110 (heute Wolności Straße) und später im Haus von Wienskowitz in der Huttenstraße 1 abgehalten. Für größere Feste wurde ein Saal im Restaurant von L. Haendler gemietet. Die gemieteten Räumlichkeiten konnten die wachsende jüdische Gemeinschaft jedoch nicht mehr beherbergen, weswegen schon 1871 die Entscheidung über den Bau einer Synagoge gefällt wurde. Das Projekt konzipierte Joseph Kreis.

Ebenfalls 1871 wurde in Zabrze ein jüdischer Friedhof gegründet, den die am 17. Februar 1870 gegründete Beerdigungsbruderschaft Chewra Kadischa betrieb. 1872 wurde der Verband Oberschlesischer Synagogengemeinden (poln. Związek Górnośląskich Gmin Synagogalnych) ins Leben gerufen, zu dem auch die jüdische Gemeinde von Zabrze zählte.

Am 2. April 1873 fand die Einweihungsfeier der Synagoge statt, die auf dem Platz an der Kreuzung der heutigen Straßen Brysza und Karłowicza errichtet wurde. Die Feierlichkeiten wurden vom Rabbiner Landsberg mit religiösen Liedern und Gebeten eröffnet, während die Predigt in deutscher Sprache vom orthodoxen aus Bytom stammenden Rabbiner Dr. Ferdinand Rosenthal gehalten wurde.

Das Ende des 19. Jahrhunderts war vom wachsenden Wohlstand der jüdischen Bevölkerung in Zabrze gekennzeichnet, die zu dieser Zeit zu den bestausgebildeten Gesellschaftsschichten der Stadt gehörte. 1876 entstand im Stadtzentrum das Hotel Silberfeld, in dem regelmäßig Konzerte klassischer Musik sowie jüdische religiöse Zeremonien organisiert wurden. 1879 wurde das Hotel von Juliusz Kochmann gekauft, der im Erdgeschoss ein berühmtes Likör- und Weingeschäft eröffnete. In der Stadt gab es auch die Wein- und Likörkellerei von Kochmann, der für seine Erzeugnisse in den Jahren 1896 und 1897 zwei Goldmedaillen auf Ausstellungen in Berlin und Magdeburg erhielt. Im Jahre 1899 benannte er das Hotel in Hotel Kochmann um. Gleichzeitig erreichte es den höchsten Standard und wurde zum luxuriösesten Hotel der Stadt. Gegenüber lag das Hotel Adolf Schillers und in der Nähe das Hotel Glaser, dessen Besitzer Hugo Glaser war. Ca. 1899 wurde ein weiteres Hotel von Ferdynand Fleischer eröffnet.

1883 nahm eine Kokerei am Schacht „Poręba” in Zabrze, die dem aus Gleiwitz stammenden jüdischen Unternehmer Fritz Friedlaender gehörte, den Betrieb auf. Friedlaender realisierte so den väterlichen Plan ein Unternehmen zu entwickeln, welches das Kokereiwesen in Oberschlesien gemeinsam mit der Gewinnung von Nebenprodukten der Steinkohle etablieren sollte. Um den Produktionsprozess zu verbessern, ließ Friedlaender Spezialisten aus Westfalen kommen. Nach zwei Jahren voller Versuche und Experimente gelang es brennbaren Koks von guter Qualität zu erzeugen, sowie Teer und Ammoniak in guter Menge. Sofort wurde die zweite Kokserei „Skalley” in Zabrze in Betrieb genommen. 1890 änderte man den Namen des Betriebs in Oberschlesische Chemische Fabriken.

Im Jahr 1885 zählte die Gemeinde in Zabrze 1 013 Mitglieder. 1885 wurde Dr. Saul Kaatz zum ersten Rabbiner von Zabrze ernannt. Er unterrichtete zusätzlich in den Jahren 1900-1907 jüdische Religion am Jungengymnasium in Zaborzu. Kaatz war einer der ersten Lehrer für Judaismus an preußischen Schulen.

Am 23 September 1888 kamen die Vertreter der jüdischen Gemeinde von Zabrze zu einem Treffen im Hotel Schafers in Gleiwitz zusammen und entschieden sich für den Beitritt zum Verband der Synagogen-Gemeinden des Regierungsbezirks Oppeln (poln. Związek Gmin Synagogalnych Rejencji Opolskiej). In den Jahren 1891–1900 engagierten sich die Mitglieder der jüdischen Gemeinde bei der Erbringung von Hilfe für russische Juden, die aufgrund der Pogrome großen materiellen Schaden erlitten.

1898 wurde während des Ausbaus der Synagoge in Zabrze in direkter Nachbarschaft eine kleine Synagoge errichtet, in der das Archiv der Gemeinde und Wohnungen für ihre Angestellten untergebracht waren. 1902 wurde das Gebäude umgebaut und im Keller eine Mikwe eröffnet. In der Gemeinde waren zu dieser Zeit der Israelische Gesangsverein (poln. Izraelskie Towarzystwo Śpiewacze), der Turnverein S. C. Hakoah (poln. Towarzystwo Gimnastyczne S. C. Hakoah), dessen Vorsitzender der Apotheker Alfred Rosenthal war, die Freimaurerloge Veritas Loge (Vorsitzender Rabbiner Dr. Artur Victor), der Jüdische Frauenverband (poln. Żydowski Związek Kobiet) mit der Vorsitzenden Berta Lewin geb. Luft, der Chor Concordia, der Jüdische Krankenpflege- und Beerdigungsverein (poln. Żydowski Związek Pogrzebowy i Opieki nad Chorymi ) mit dem Vorsitzenden Isidor Lewin, die Zionistische Vereinigung Deutschlands (Związek Syjonistów w Niemczech), deren Vorsitzender 1912 Löbmann war, der Wohlfahrtsverband (poln. Towarzystwo Zapomogowe) und andere tätig. Im Jahr 1901 lebten auf dem Gebiet des heutigen Zabrze 1 165 Juden.

In Zabrze gab es 1909 das größte Geschäft mit Heeren- und Knabenbekleidung in Oberschlesien, dessen Besitzer Heinrich Sonnenfeld war. Im Februar 1911 wurde das Geschäft von Benno Cohn übernommen, der an daraus ein Kaufhaus für Frauen machte. Derselbe Cohn war außerdem berühmt für die Herausgabe von Ansichtskarten von Zabrze. 1912 eröffnete Löebel Cohn ein Autohaus, welches sich im Erdgeschoss seines Mietshauses in der heutigen 3 Maja Straße befand. Bis 1919 war Dagobert Kaiser Herausgeber der Zeitung „Zabrzer Anzeiger”. Von den zahlreichen jüdischen Geschäften, sind vor allem die an der repräsentativen Kronprinzenstraße gelegenen Geschäfte von Max Goldstein, Benjamin Wienskowitz, Josef Herzberg, Philip Glaser, Georg Cohn, Max Thau, Fanny Scheyer, Max Münzer, Hugo Wolff, Karl Wolff, Max Angress, Theo Kallmann, Louis Danziger, Paul und Max Meyer sowie Wilhelm Schlesinger erwähnenswert.

Während des Ersten Weltkriegs meldeten sich viele Juden aus Zabrze freiwillig zur Preußischen Armee, um für die Verteidigung Ihrer Heimat zu kämpfen. Während der Kämpfe an verschiedenen Kriegsfronten starben mindestens 67 aus Zabrze stammende Juden. Am 8. Dezember 1923 wurden im Inneren der Synagoge in Zabrze zwei Gedenktafeln aus Marmor angebracht, auf denen die Namen von 49 während des Ersten Weltkrieges gefallenen jüdischen Soldaten verewigt wurden.

Das Ende des Ersten Weltkrieges brachte große Veränderungen in Oberschlesien mit sich. Die Wiedergeburt des polnischen Staates am 11. November 1918 (Zweite Polnische Republik) bewirkte die Zunahme pro-polnischer Stimmungen in der schlesischen Bevölkerung, was zu einem Konflikt mit der deutschen Bevölkerung führte und in drei aufeinanderfolgenden Aufständen in Oberschlesien mündete. Der Großteil der Juden entschied sich für die deutsche Seite. Während der Volksabstimmung, die am 20. März 1921 durchgeführt wurde, stimmte die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung für den Verbleib Oberschlesiens in Deutschland. Im Kreis Zabrze entfielen 45.219 (51,1%) Stimmen für den Verbleib in Deutschland und 43.261 Stimmen für Polen (48,9%).

Im Jahre 1927 wurde Dr. Artur Victor aus Rastenburg (Saul Kaatz war weiterhin Rabbiner von Zabrze) zum zweiten Rabbiner von Zabrze ernannt. Im Jahre 1931 lebten in der Stadt 1 200 Juden, womit sie 1 % der Stadtbevölkerung ausmachten. Am 6. Mai 1932 nahm eine Gruppe jüdischer Sportler aus Zabrze an einem großen Treffen jüdischer Jugendgruppen aus Oberschlesien teil, welches in Taciszów veranstaltet wurde. Zum Treffen kamen Gruppen aus Gleiwitz, Strzelce Opolskie, Bytom, Opole, Koźle und Racibórz, insgesamt waren es ca. 250 Personen. Der Höhepunkt der Veranstaltung war eine Rede des Gleiwitzer Rabbiners Dr. Ochs, der über die sich verschlechternde Lage der jüdischen Jugend in Deutschland sprach. Er rief die jungen Menschen dazu auf, ihre Bestrebungen nicht aufzugeben und zu versuchen alle Schwierigkeiten zu überwinden. Während des Treffens wurde der deutschen Heimat mehrmals die Ehre erwiesen, indem zu ihren Ehren dreimal der Ruf „Lang lebe!“ erklang. Die Veranstaltung endete mit dem Singen der deutschen Nationalhymne: „Deutschland, Deutschland über alles...”.

In den Jahren 1932–1933 wurden Juden in Zabrze zum Ziel immer stärker werdender Repressionen seitens der Nationalsozialisten. Die antijüdische Boykottkampagne in Zabrze wurde wie in ganz Deutschland am Samstag, den 1. April 1933 durchgeführt. Vor jüdischen Geschäften, Anwaltskanzleien und Arztpraxen wurden uniformierte Schlägertruppen der Sturmabteilungen der NSDAP aufgestellt. Ihre Anwesenheit wirkte abschreckend auf die Mehrheit der Kunden, die jüdische Geschäfte, Ärzte oder Rechtsanwälte besuchen wollten.

Am 31. März 1933, kam es zur Entlassung des jüdischen Angestellten Franz Bernheim im Kaufhaus in Gleiwitz und am 12. Mai 1933 legte er Widerspruch vor dem Völkerbund in Genf ein, der einen Sonderausschuss für die Untersuchung des Falls einberief. Der Beschluss gewährte der jüdischen Minderheit in Oberschlesien Rechtsschutz bis zum Ende des Deutsch-Polnischen Abkommens über Oberschlesien von 1922. Am 6. Juni 1933 verpflichtete sich der Vertreter der Reichsregierung, August von Keller im Namen Deutschlands vor dem Völkerbund, die Rechtslage von vor dem 1. April 1933 in Oberschlesien wiederherzustellen. Auf diese Weise genossen die Juden dort noch bis 1937 volle bürgerliche Freiheiten und Rechte.

Am 15. Juli 1937 traten Polen und das Dritte Reich von der Verlängerung der Konvention über den Schutz der Rechte nationaler Minderheiten in Oberschlesien zurück, was eine Ausdehnung der antisemitischen Gesetze des Dritten Reiches auf das Gebiet des deutschen Oberschlesiens bedeutete.

Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ging als "Reichskristallnacht" in die Geschichte ein. Sie war das erste antijüdische Pogrom, welches von den deutschen Staatsbehörden initiiert wurde und der antisemitischen Verfolgung der Nationalsozialisten einen organisierten Charakter verlieh. In Zabrze wurden während der "Reichskristallnacht" die Synagoge niedergebrannt und zahlreiche jüdische Geschäfte zerstört. Im Gebäude der kleinen Synagoge in Zabrze wurde später eine Musikschule eingerichtet. Es kam zur Verhaftung von 350 Juden, wovon 114 in Untersuchungshaft in einer jüdischen Schule festgehalten wurden. Zwei Tage später wurden sie in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, woher sie nach einigen Monaten in ihre Häuser zurückkehrten, wobei sie aber jegliche Illusionen aufgegeben hatten, weiterhin in Nazi-Deutschland leben zu können.

Im Herbst 1938 gab es in Zabrze noch 740 deutsche Juden sowie 44, die über eine ausländische Staatsbürgerschaft verfügten. Ende 1938 und Anfang 1939 untersagten neue Verordnungen Juden Kinos, Theater, Parks sowie Schwimmbäder zu betreten. Es war ihnen auch verwehrt in Schlafwagen zu reisen und Radioempfänger zu besitzen. In Zabrze wurden sie nur für die schlechtesten Arbeiten wie z.B. die Straßenreinigung und Arbeit in Abwasserkläranlagen angestellt.

Im Mai 1942 begannen die Nationalsozialisten mit der großangelegten Deportation schlesischer Juden in die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Theresienstadt. Auch Juden aus Zabrze befanden sich in den "Todestransporten", deren Ziel die Gaskammern in Auschwitz waren.

Zwischen August 1944 und Januar 1945 existierte in Zabrze ein Unterlager des KL Auschwitz-Birkenau, welches sich in der hiesigen Hütte Donnersmarck befand.

Im Sommer 1945 begann sich das jüdische Leben zu erneuern. Zu dieser Zeit wurde in der Stadt ein jüdisches Komitee, welches dem Jüdischen Woiwodschaftskomitee in Kattowitz unterstand, gegründet. Im Jahre 1946 stand Jakub Weiselberg an der Spitze der Strukturen in Zabrze. Allerdings schrumpfte die jüdische Bevölkerung in Zabrze in den Jahren 1946–1949 von 819 auf 314 Personen, wobei außer im Sommer 1946 die Zahl jüdischer Personen immer unter 400 lag. Mitte des Jahres 1950 wurden alle jüdischen Komitees in Polen geschlossen, was das Ergebnis einer Veränderung in der Herangehensweise der Regierung zu Minderheiten war. Dieses Datum markiert das Ende organisierten jüdischen Lebens in Zabrze. In den folgenden Jahren kam es in Zabrze zu keiner Niederlassung der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Juden mehr, wie es bspw. in Kattowitz, Sosnowiec oder Bielsko-Biała der Fall war.

 

Literaturverzeichnis:

  • Jaros J., Wiadomości o Żydach czynnych w Polskim przemyśle węglowym, „Biuletyn Żydowskiego Instytutu Historycznego" 1987, Nr. 7.
  • Jaworski W., Żydzi na Górnym Śląsku w latach 1945–1970, Sosnowiec 2001.
  • Walerjański D., Dzieje Żydów w Zabrzu – największej wsi w Europie do 1922 roku, [in:] Żydzi na wsi polskiej: sesja naukowa, Szreniawa, 2627 czerwca 2006, Red. W. Mielewczyk, U. Siekacz, Szreniawa 2006.
  • Walerjański D., Krajobraz zapisany macewami cmentarz żydowski w Zabrzu, [in:] Żydzi na Górnym Śląsku i w Zagłębiu Dąbrowskim. Historia. Kultura. Zagadnienia konserwatorskie, Red. D. Rozmus, S. Witkowski, Kraków 2011.
  • Walerjański D., Udział Żydów w przemyśle górniczo-hutniczym na terenie Górnego Śląska na przełomie XVIIIXX w., [in:] Studie z dejin hornictvi Agricolovi zaci, Red. M. Zarybnicki, M. Mancarowa, H. Cisarowa, Praha 1995.
  • Walerjański D., Z dziejów społeczności żydowskiej w Zabrzu, „Słowo Żydowskie” vom 08.09.1995.
  • Walerjański D., Z dziejów Żydów na Górnym Śląsku do 1812 roku, „Orbis Interior: Pismo Muzealno-Humanistyczne" 2005, Nr. 5.
  • Walerjański D., Zabrzańscy Żydzi Historia, Kultura, „Nasze Zabrze Samorządowe" 1996, Nr. 7–8.
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Fußnoten
  • [1.1] Archiwum Państwowe w Gliwicach, SRBL, Sign. 69.
  • [1.2] Archiwum Państwowe w Gliwicach, Akta Miasta Gliwice, Sign. 5817.