Der jüdische Friedhof in Morąg (Mohrungen) wurde auf einem im nördlich der Stadt gelegenen Grundstück an der Straße Richtung Preußisch-Holland [1.1].abgesteckt, nicht weit eines Richtplatzes, höchstwahrscheinlich in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts[1.2]. Er existierte mit Sicherheit im Jahre 1835. Die Begräbnisstätte wurde als rechteckiges Trapez mit einer Fläche von ca. 0,3 ha gebaut. In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts höchstwahrscheinlich wurde sie mit einer Mauer aus Ziegelstein mit Tor und Seitentor umgeben[1.3]. An der Ecke des Friedhofes wurde wahrscheinlich ein kleines gemauertes Bestattungshaus (ca. 4mx4m)[1.4], das sich direkt an die Begrenzung des Friedhofs anschloss.

Die letzte Beerdigung fand Ende der 30er Jahre des 20 Jahrhunderts statt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Friedhof durch die Deutschen vernichtet. Weitere Zerstörungen fanden nach dem Krieg statt, noch in der ersten Hälfte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts befanden sich hier viele Grabsteine[1.5].

Am 9. Januar 1992 wurde der Mohrungener Freidhof unter der Nummer A-3674/0 ins Denkmalregister eingetragen[1.6]. Gegen Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts begann der Mohrungener Lehrer Krzysztof Piotrowski mit einer Schülergruppe die informelle Fürsorge für den Friedhof, was zur Folge hatte, dass der Prozess der Devastationsprozess aufgehalten werden konnte. Das Gebiet wurde aufgeräumt und 2002 wurde auf den Überbleibseln des Friedhofstors eine Steintafel mit folgender Aufschrift unter einem Davidsstern angebracht: „Die dreifach Gestorbenen des Friedhofs: / durch Tod, / zerschlagene Grabsteine / und Vergessen.“ / Der Friedhof der jüdischen Gemeinde / in Morąg / aus den Jahren 1835-1933. Im Oktober 2010, auf Bemühungen von Jakub Kołpuć – dem Vorsitzenden des Reinigungsunternehmens von Morąg (Mohrungen) und seinen Mitarbeitern – hin, wurde sie grundlegend aufgeräumt. Innerhalb eines Monats entfernten 10 Mitarbeiter die Büsche und säuberten das Friedhofsgrundstück. Die Begräbnisstätte soll jedes viertel Jahr überprüft und laufend gesäubert werden[1.7].

Gegenwärtig sind Relikte von ca. 20 Gräbern erhalten, vor allem Tumben und Grabsteinsockel. In einem zufriedenstellenden Zustand sind 7 aus Sandstein gearbeitete Grabsteine erhalten, auf denen sich Inschriften auf Hebräisch und Deutsch befinden (der älteste stammt aus dem Jahre 1850). Erhalten geblieben sind auch Relikte der Friedhofsmauer (von 3 Seiten) samt Überbleibseln des Tors und eines Baumriesens.

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Fußnoten
  • [1.1] Alicke, Klaus-Dieter: Mohrungen, [in:] Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum, Bd. 2, Gütersloh 2008, S.2816.
  • [1.2] Information: Małgorzata Grzenda.
  • [1.3] Archiwum Stiftung „Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum” in Berlin, Jüdische Gemeinde, Quittungen und Rechnungsbelege, Sign. 1, 75 A Mo 1, Nr. 2 (Ident.-Nr. 5092).
  • [1.4] P. Rymsza, Kirkut, http://www.starowka.e-morag.pl/index.php?option=com_content&view=article&id=71:kirkut&catid=3:zabytki&Itemid=3 [Stand: 30.11.2010].
  • [1.5] Aussage von Erwin Kruk aus dem Jahre 1999, nach: P. Rymsza, Kirkut.
  • [1.6] Mrozek, A.: Zabytkowe obiekty kształtowanej zieleni, [in:] Dziedzictwo kulturowe Warmii – Mazur – Powiśla. Stan zachowania, potencjały i problemy, Red. J. Wysocki, Olsztyn 2006, S. 238.
  • [1.7] P. Rymsza, Kirkut.