Die jüdische Gemeinschaft in Oleśnica (dt. Oels) lebte in der Stadt bereits Anfang des 14. Jahrhunderts. Die erste schriftliche Erwähnung jüdischer Menschen in der Stadt stammt aus dem Jahre 1329 als Herzog Konrad I. das Recht, Juden in sein Herzogtum einzuladen, bestätigte. Der erste namentlich erwähnte Jude aus Oleśnica war Michael, über den 1398 geschrieben wurde[1.1]. In der Stadt ließen sich vor allem wohlhabende Juden nieder, die mit den Herzögen der Stadt Kontakte pflegten.
Eine eigenständige jüdische Gemeinde wurde 1389 gegründet. Sie existierte mit der Unterstützung des Herzogs Konrad II. bis 1453. Eine genaue Zahl der Mitglieder ist nicht bekannt. Die jüdische Menschen Oleśnicas hatten eine Synagoge, über die erstmalig 1420 gesprochen wurde. In ihrer Nähe lag auch das jüdische Viertel. Außerdem verfügten sie über einen rituellen Schlachthof, eine Schule sowie über ein separates Tor in den Stadtmauern. Es ist nicht bekannt, wo sich der Friedhof damals befand.
Im Jahre 1453 wurden die jüdischen Menschen in der Stadt beschuldigt, die Hostie geschändet zu haben. Infolgedessen wurden alle aus der Stadt verbannt. Doch da es kein offzielles Siedlungsverbot für Menschen jüdischen Glaubens gab, gelang es ihnen recht schnell zurückzukehren. Im Jahre 1495 bestätigte Heinrich I. das Recht der jüdischen Bevölkerung, in der Stadt zu leben. Infolgedessen entstand Anfang des 16. Jahrhunderts erneut eine Gemeinde. In dieser Zeit wurde die Stadt zum Zentrum des jüdischen Verlagswesens. Besondere Beachtung sollte in dieser Hinsicht Chaim Schwarz aus Prag geschenkt werden. Schwarz, auch als Chaim ben Dawid Szachor bekannt, gründete mit seinem Geschäftspartner Dawid ben Jonatan 1530 eine Druckerei, in der sie die Tora herausgaben. Es ist das älteste Druckdokument in der Stadt sowie der erste hebräische Druck auf dem Gebiet Schlesiens, Tschechiens und Deutschlands. Die Druckerei befand sich wahrscheinlich in einem Anbau an der Synagoge. Ein anderer jüdischer Verleger war Samuel Helicz (Halicz) aus der Nähe von Krakau, der 1534 ein hebräisches Gebetsbuch sowie wahrscheinlich eine neue Auflage der Tora drucken ließ.
Das ruhige Leben der jüdischen Bevölkerung in Oleśnica hielt aber nicht lange an. Im Jahre 1535 zerstörte ein Sturm viele Häuser, darunter auch den Turm der Synagoge. Die jüdischen Menschen wurden beschuldigt, Verursacher der Naturkatastrophe zu sein, und daraufhin erneut aus der Stadt vertrieben. Die Zeit im Exil währte aber nicht lang – in den Jahren 1555-1575 gab es erneut eine jüdische Gemeinde in der Stadt. Im Jahr 1575 wurde der jüdischen Gemeinschaft jedoch erneut befohlen, die Stadt zu verlassen: Dieses Mal für knapp 200 Jahre. Zum örtlichen Markt kamen allerdings weiterhin jüdische Kaufleute. Bekannt ist auch, dass Juden Silber und Kupfer lieferten, die unabdinglich für die Produktion von Münzen waren.
Die jüdische Gemeinschaft erneuerte sich erst wieder als das Herzogtum 1750 unter preußische Herrschaft kam. Im Jahre 1758 lebten 24 jüdische Personen in Oleśnica. Das Jahr 1812 brachte das Emanzipationsedikt, nach dem Menschen jüdischen Glaubens gleichberechtig an Handel und Ämtern teilhaben konnten, weswegen sie auch zu gleichberechtigten Bürgern der Stadt wurden.
Im Jahre 1817 gründeten die jüdische Bevölkerung der Stadt eine formelle Gemeinde. Um dieses Jahr herum entstand auch der Friedhof, einige Jahre später auch die neue Synagoge. Im Jahre 1847 erließ der preußische König ein Gesetz, welches die Aufgaben der jüdischen Glaubensgemeinden im ganzen Staat festlegte. Seit dieser Zeit existierte in der Stadt eine Synagogengemeinde, zu der die jüdischen Menschen, die innerhalb der Stadtgrenzen lebten, gehörten. Ab ca. 1860 verfügte die Gemeinde über einen eigenen Rabbiner[1.3]. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Bevölkerung in der Stadt, um 1880 ihren Höchstwert von 330 Menschen zu erreichen. In den Folgejahren fiel ihre Zahl wieder.
Zu den wichtigsten Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde gehörte ein gewisser Bielschowsky – Ratsherr und Finanzmagnat – Besitzer einer Bank, mehrerer Mühlen, Speicher und Geschäfte. Viele der jüdischen BewohnerInnen besaßen Geschäfte (Familie Tockuss), Hotels oder Firmen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Oleśnica Sitz des Rabbiners.
Im Jahre 1933 zählte die Synagogengemeinde in der Stadt 120 Gäubige. An ihrer Spitze stand Wilhelm Kassel, die Verwaltung wiederum zählte 9 Mitglieder, u. a. Carl Tockuss und Max Schwenk. Den geistlichen Beistand leistete der Rabbiner Dr. Wahrmann, dem auch andere Synagogengemeinden in Niederschlesien unterlagen. Für die Mitglieder der Gemeinde wurde eine rituelle Schlachterei eingerichtet, in der Leo Wolff arbeitete.
Nach Hitlers Machtübernahme verschlechterte sich die Lage der jüdischen Bevölkerung zunehmend. Bereits 1933 begannen die Behörden die Rechte jüdischer Menschen einzuschränken. Auf Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 wurden jüdische Personen aus dem öffentlichen Dienst entfernt. Ähnliche Restriktionen wurden auch bei freien Berufen (Rechts-, Patent- und Steueranwälten) sowie im späteren Verlauf bei ärztlichem Fachpersonal und Studierenden angewandt. Darüber hinaus begann ein Boykott jüdischer Unternehmen, Geschäfte, Waren, aber auch Rechtskanzleien und Arztpraxen. Im Jahr 1935 traten die Nürnberger Gesetze in Kraft, die die vermeintliche Ungleichheit jüdischer Menschen auf Grundlage ihres „Blutes“ und ihrer „Rasse“ rechtlich festschrieben. Auf ihrer Grundlage wurden jüdische BürgerInnen komplett in ihren bisherigen Rechten deklassiert. Im gleichen Jahr kam es in Oleśnica zu antisemitischen Unruhen. Am 16. August fanden am Marktplatz vor dem Geschäft von Carl Zweig, dem Ledergeschäft von Friedländer und der Brennerei von Schwenk Demonstrationen statt, in deren Folge die Fenster aller jüdischen Geschäfte mit Teer besudelt wurden[1.4].
Am 17. August 1938 erließ das Reichsministerium des Innern eine Namensänderungsverordnung, nach der jüdische Menschen für ihre Kultur „typische“ Namen annehmen mussten. Sofern sie nicht ohnehin schon einen „typischen“ jüdischen Vornamen trugen, erhielten Frauen den Namen Sara, Männer wurden Israel genannt. Ferner wurden ministeriale Gesetze verabschiedet, deren Umsetzung durch die Stadtverwaltung die Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus dem wirtschaftlichen Leben bewirkte. Die jüdischen Geschäfte und Unternehmen wurden konfisziert und an die neuen „arischen“ Inhaber übergeben. Ab 1940 wurde es für jüdische Menschen schwerer, Wohnungen zu mieten. Ab 1941 brauchten sie eine polizeiliche Genehmigung, um den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen und zu verreisen. Ab dem gleichen Jahr mussten jüdische Menschen zur Kennzeichnung auch einen angenähten Davidstern tragen.
Während den Novemberpogromen der sog. „Reichskristallnacht“ des 9. und 10. November 1938 wurden in Oleśnica jüdische Geschäfte geplündert und die Synagoge der Stadt wurde niedergebrannt[1.5].
Einigen VertreterInnen der jüdischen Gemeinde der Stadt gelang es auszuwandern. Die restlichen teilten das Schicksal ihrer Glaubensgeschwister in Niederschlesien. Im Jahr 1940 begannen die ersten Deportationen aus dem Regierungsbezirk Breslau. Einige jüdische Menschen aus Oleśnica wurden nach Breslau deportiert, von wo aus sie in das Übergangslager Tormersdorf (Prędocice) kamen. Ins Lager kamen Elise Cohn, Rosa Lewinski und Meta Mendel, die am 30. August 1942 im Rahmen der sog. 5. Deportationsaktion nach Theresienstadt deportiert wurden. Im Übergangslager Grüssau (Krzeszów) wurde u. a. Marie Cohn festgehalten, die am 3. Mai 1942 in eine unbekanntes Lager „im Osten“ deportiert wurde. Nach Riebnig (Rybna) wiederum kamen Laura Höhl und Amalie Rosenthal. Die beiden wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert[1.6]. Theresienstadt war aber nicht die einzige Stadt, in die die jüdische Bevölkerung Niederschlesiens verschleppt wurde.
In deutschen Quellen, die die Geschichte der Opfer des Holocaust dokumentieren, befinden sich auch Informationen über das Schicksal mehrerer jüdischer Menschen aus Oleśnica. Isidor Działoszyński wurde in das KZ Sachsenhausen deportiert, von wo er nach Dachau kam, wo er am 19. März 1942 starb. Salo Friedländer und Erich Maas wurden nach Auschwitz deportiert, Ilse Hildegard Helene Herrnstadt wurde 1942 aus Breslau in das Ghetto in Theresienstadt transportiert, wo sie am 21. Juli 1943 umkam. Wilhelm Pick wurde 1939 in das KZ Buchenwald deportiert, wo er am 16. März 1941 starb. Natan Proskauer wiederum kam nach Sachsenhausen und starb dort am 15. August 1941. Dora Dorothea Schwenk (aus dem Hause Sochaczewski) wurde nach Auschwitz deportiert, wo sie am 5. Januar 1943 umkam[1.7].
Heute wissen wir, dass Ende 1942 in Oleśnica nur noch 4 jüdische Menschen in Mischehen lebten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keine jüdische Gemeinde mehr in der Stadt.
Die jüdische Gemeinschaft in Oleśnica (dt. Oels) lebte in der Stadt bereits Anfang des 14. Jahrhunderts. Die erste schriftliche Erwähnung jüdischer Menschen in der Stadt stammt aus dem Jahre 1329 als Herzog Konrad I. das Recht, Juden in sein Herzogtum einzuladen, bestätigte. Der erste namentlich erwähnte Jude aus Oleśnica war Michael, über den 1398 geschrieben wurde[1.1]. In der Stadt ließen sich vor allem wohlhabende Juden nieder, die mit den Herzögen der Stadt Kontakte pflegten.
Eine eigenständige jüdische Gemeinde wurde 1389 gegründet. Sie existierte mit der Unterstützung des Herzogs Konrad II. bis 1453. Eine genaue Zahl der Mitglieder ist nicht bekannt. Die jüdische Menschen Oleśnicas hatten eine Synagoge, über die erstmalig 1420 gesprochen wurde. In ihrer Nähe lag auch das jüdische Viertel. Außerdem verfügten sie über einen rituellen Schlachthof, eine Schule sowie über ein separates Tor in den Stadtmauern. Es ist nicht bekannt, wo sich der Friedhof damals befand.
Im Jahre 1453 wurden die jüdischen Menschen in der Stadt beschuldigt, die Hostie geschändet zu haben. Infolgedessen wurden alle aus der Stadt verbannt. Doch da es kein offzielles Siedlungsverbot für Menschen jüdischen Glaubens gab, gelang es ihnen recht schnell zurückzukehren. Im Jahre 1495 bestätigte Heinrich I. das Recht der jüdischen Bevölkerung, in der Stadt zu leben. Infolgedessen entstand Anfang des 16. Jahrhunderts erneut eine Gemeinde. In dieser Zeit wurde die Stadt zum Zentrum des jüdischen Verlagswesens. Besondere Beachtung sollte in dieser Hinsicht Chaim Schwarz aus Prag geschenkt werden. Schwarz, auch als Chaim ben Dawid Szachor bekannt, gründete mit seinem Geschäftspartner Dawid ben Jonatan 1530 eine Druckerei, in der sie die Tora herausgaben. Es ist das älteste Druckdokument in der Stadt sowie der erste hebräische Druck auf dem Gebiet Schlesiens, Tschechiens und Deutschlands. Die Druckerei befand sich wahrscheinlich in einem Anbau an der Synagoge. Ein anderer jüdischer Verleger war Samuel Helicz (Halicz) aus der Nähe von Krakau, der 1534 ein hebräisches Gebetsbuch sowie wahrscheinlich eine neue Auflage der Tora drucken ließ.
Das ruhige Leben der jüdischen Bevölkerung in Oleśnica hielt aber nicht lange an. Im Jahre 1535 zerstörte ein Sturm viele Häuser, darunter auch den Turm der Synagoge. Die jüdischen Menschen wurden beschuldigt, Verursacher der Naturkatastrophe zu sein, und daraufhin erneut aus der Stadt vertrieben. Die Zeit im Exil währte aber nicht lang – in den Jahren 1555-1575 gab es erneut eine jüdische Gemeinde in der Stadt. Im Jahr 1575 wurde der jüdischen Gemeinschaft jedoch erneut befohlen, die Stadt zu verlassen: Dieses Mal für knapp 200 Jahre. Zum örtlichen Markt kamen allerdings weiterhin jüdische Kaufleute. Bekannt ist auch, dass Juden Silber und Kupfer lieferten, die unabdinglich für die Produktion von Münzen waren.
Die jüdische Gemeinschaft erneuerte sich erst wieder als das Herzogtum 1750 unter preußische Herrschaft kam. Im Jahre 1758 lebten 24 jüdische Personen in Oleśnica. Das Jahr 1812 brachte das Emanzipationsedikt, nach dem Menschen jüdischen Glaubens gleichberechtig an Handel und Ämtern teilhaben konnten, weswegen sie auch zu gleichberechtigten Bürgern der Stadt wurden.
Im Jahre 1817 gründeten die jüdische Bevölkerung der Stadt eine formelle Gemeinde. Um dieses Jahr herum entstand auch der Friedhof, einige Jahre später auch die neue Synagoge. Im Jahre 1847 erließ der preußische König ein Gesetz, welches die Aufgaben der jüdischen Glaubensgemeinden im ganzen Staat festlegte. Seit dieser Zeit existierte in der Stadt eine Synagogengemeinde, zu der die jüdischen Menschen, die innerhalb der Stadtgrenzen lebten, gehörten. Ab ca. 1860 verfügte die Gemeinde über einen eigenen Rabbiner[1.3]. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Bevölkerung in der Stadt, um 1880 ihren Höchstwert von 330 Menschen zu erreichen. In den Folgejahren fiel ihre Zahl wieder.
Zu den wichtigsten Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde gehörte ein gewisser Bielschowsky – Ratsherr und Finanzmagnat – Besitzer einer Bank, mehrerer Mühlen, Speicher und Geschäfte. Viele der jüdischen BewohnerInnen besaßen Geschäfte (Familie Tockuss), Hotels oder Firmen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Oleśnica Sitz des Rabbiners.
Im Jahre 1933 zählte die Synagogengemeinde in der Stadt 120 Gäubige. An ihrer Spitze stand Wilhelm Kassel, die Verwaltung wiederum zählte 9 Mitglieder, u. a. Carl Tockuss und Max Schwenk. Den geistlichen Beistand leistete der Rabbiner Dr. Wahrmann, dem auch andere Synagogengemeinden in Niederschlesien unterlagen. Für die Mitglieder der Gemeinde wurde eine rituelle Schlachterei eingerichtet, in der Leo Wolff arbeitete.
Nach Hitlers Machtübernahme verschlechterte sich die Lage der jüdischen Bevölkerung zunehmend. Bereits 1933 begannen die Behörden die Rechte jüdischer Menschen einzuschränken. Auf Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 wurden jüdische Personen aus dem öffentlichen Dienst entfernt. Ähnliche Restriktionen wurden auch bei freien Berufen (Rechts-, Patent- und Steueranwälten) sowie im späteren Verlauf bei ärztlichem Fachpersonal und Studierenden angewandt. Darüber hinaus begann ein Boykott jüdischer Unternehmen, Geschäfte, Waren, aber auch Rechtskanzleien und Arztpraxen. Im Jahr 1935 traten die Nürnberger Gesetze in Kraft, die die vermeintliche Ungleichheit jüdischer Menschen auf Grundlage ihres „Blutes“ und ihrer „Rasse“ rechtlich festschrieben. Auf ihrer Grundlage wurden jüdische BürgerInnen komplett in ihren bisherigen Rechten deklassiert. Im gleichen Jahr kam es in Oleśnica zu antisemitischen Unruhen. Am 16. August fanden am Marktplatz vor dem Geschäft von Carl Zweig, dem Ledergeschäft von Friedländer und der Brennerei von Schwenk Demonstrationen statt, in deren Folge die Fenster aller jüdischen Geschäfte mit Teer besudelt wurden[1.4].
Am 17. August 1938 erließ das Reichsministerium des Innern eine Namensänderungsverordnung, nach der jüdische Menschen für ihre Kultur „typische“ Namen annehmen mussten. Sofern sie nicht ohnehin schon einen „typischen“ jüdischen Vornamen trugen, erhielten Frauen den Namen Sara, Männer wurden Israel genannt. Ferner wurden ministeriale Gesetze verabschiedet, deren Umsetzung durch die Stadtverwaltung die Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus dem wirtschaftlichen Leben bewirkte. Die jüdischen Geschäfte und Unternehmen wurden konfisziert und an die neuen „arischen“ Inhaber übergeben. Ab 1940 wurde es für jüdische Menschen schwerer, Wohnungen zu mieten. Ab 1941 brauchten sie eine polizeiliche Genehmigung, um den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen und zu verreisen. Ab dem gleichen Jahr mussten jüdische Menschen zur Kennzeichnung auch einen angenähten Davidstern tragen.
Während den Novemberpogromen der sog. „Reichskristallnacht“ des 9. und 10. November 1938 wurden in Oleśnica jüdische Geschäfte geplündert und die Synagoge der Stadt wurde niedergebrannt[1.5].
Einigen VertreterInnen der jüdischen Gemeinde der Stadt gelang es auszuwandern. Die restlichen teilten das Schicksal ihrer Glaubensgeschwister in Niederschlesien. Im Jahr 1940 begannen die ersten Deportationen aus dem Regierungsbezirk Breslau. Einige jüdische Menschen aus Oleśnica wurden nach Breslau deportiert, von wo aus sie in das Übergangslager Tormersdorf (Prędocice) kamen. Ins Lager kamen Elise Cohn, Rosa Lewinski und Meta Mendel, die am 30. August 1942 im Rahmen der sog. 5. Deportationsaktion nach Theresienstadt deportiert wurden. Im Übergangslager Grüssau (Krzeszów) wurde u. a. Marie Cohn festgehalten, die am 3. Mai 1942 in eine unbekanntes Lager „im Osten“ deportiert wurde. Nach Riebnig (Rybna) wiederum kamen Laura Höhl und Amalie Rosenthal. Die beiden wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert[1.6]. Theresienstadt war aber nicht die einzige Stadt, in die die jüdische Bevölkerung Niederschlesiens verschleppt wurde.
In deutschen Quellen, die die Geschichte der Opfer des Holocaust dokumentieren, befinden sich auch Informationen über das Schicksal mehrerer jüdischer Menschen aus Oleśnica. Isidor Działoszyński wurde in das KZ Sachsenhausen deportiert, von wo er nach Dachau kam, wo er am 19. März 1942 starb. Salo Friedländer und Erich Maas wurden nach Auschwitz deportiert, Ilse Hildegard Helene Herrnstadt wurde 1942 aus Breslau in das Ghetto in Theresienstadt transportiert, wo sie am 21. Juli 1943 umkam. Wilhelm Pick wurde 1939 in das KZ Buchenwald deportiert, wo er am 16. März 1941 starb. Natan Proskauer wiederum kam nach Sachsenhausen und starb dort am 15. August 1941. Dora Dorothea Schwenk (aus dem Hause Sochaczewski) wurde nach Auschwitz deportiert, wo sie am 5. Januar 1943 umkam[1.7].
Heute wissen wir, dass Ende 1942 in Oleśnica nur noch 4 jüdische Menschen in Mischehen lebten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keine jüdische Gemeinde mehr in der Stadt.
Literaturverzeichnis:
- Art. „Oels (Schlesien)“, in: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum, Bd. 3, hrsg. v. K.-D. Alicke, Gütersloh 2008, Sp. 3197-3198.
- Zimmermann, F. A.: Beiträge zur Beschreibung von Schlesien, Bd. 4, Brieg 1785.