DIE GESCHICHTE DER JÜDISCHEN GEMEINDE VOR DEM JAHRE 1989
Autor: Marta Kubiszyn
Man weiß nicht genau, wann die ersten Juden in Rzeszów erschienen. Manche Wissenschaftler vermuten, dass die Juden bereits vor dem Jahre 1340 hier siedelten, das heißt bevor Rzeszów das Stadtrecht verliehen wurde. [[Quelle:|Aus: Rzeszów [Stichwort] in: Spector, S.; Wigoder G. (Hrsg.): The Encyclopedia of Jewish Life Before and During the Holocaust, Band II, New York 2001, S. 1111. ]]. In der Fachliteratur nimmt man jedoch an, dass man die jüdische Ansiedlung in der Stadt auf Ende des 15. Jh.s oder spätestens auf die erste Hälfte des 16. Jh.s datieren kann. Die älteste Quellenotiz, die die Juden aus Rzeszów betrifft, stammt aus dem Jahre 1550, und die nächste aus dem Jahre 1587. Im Jahre 1588 wohnten schon mindestens sechs jüdische Familien in Rzeszów, im Jahre 1592 hingegen waren es nach Schätzungen ungefähr 90-100 Personen jüdischen Glaubens. Bis in die Hälfte des 17. Jh.s Hinein unterstand diese Gemeinde dem Kahal von Lwów [Lemberg], zu Beginn des 18.Jhs. dagegen dem Kahal von Przemyśl. Wenig später wurde hier eine Religionsgemeinschaft gegründet. Die jüdischen Einwohner von Rzeszów lebten damals vor allem von der Pacht von Mühlen und vom Eintreiben von Steuern, aber auch vom in einem großen Umfang betriebenen Handel mit Wein, Tuch und Leinen. [[Quelle:|Węgrzynek, H.: Rzeszów [Stichwort] [in:] Cała, Alina; Węgrzynek, Hanna; Zalweska, Gabriele (Hrsg.): Historia i kultura Żydów polskich. Słownik, Warszawa 2000, S. 291. ]].
Im Jahre 1599 erließ Mikołaj Spytka Ligenza ein Privileg, das die Zahl der jüdischen Häuser in der Stadt beschränkte. Kraft dieses Privileges hatten die Juden kein Recht auf Handel in Rzeszów mit Waren, die von christlichen Handwerkern hergestellt worden waren. Dies jedoch behinderte die die Entwicklung des jüdischen Handwerks in der Stadt keineswegs. Es waren hier u.a.: Schnapsbrenner, Schneider, Schmuggler, Sticker, Tischler, Glaser, Seifenmacher und Apotheker tätig. [[Quelle:|Kehilat Raysha sefer … , S. 25; Węgrzynek, H.: Rzeszów [Stichwort]…, S. 291.]].
Im Jahre 1611 empfing der erste Jude aus Rzeszów – Moszko, die Taufe und änderte seinen Namen in Adam Torowiński.
Zunächst durften die Juden nicht innerhalb der Altstadt wohnen, deshalb siedelten sie sich außerhalb der damaligen Grenzen von Rzeszów an. In der ersten Hälfte des 17. Jh.s begann sich in der Gegend des heutigen Freiheitsplatzes eine Ansiedlung zu bilden, die vor allem von Juden bewohnt wurde, die so genannte Neustadt. Höchstwahrscheinlich errichtete man dort Ende des 16. Jh.s oder zu Beginn des 17. Jh.s eine Synagoge, die zum ersten Mal in den Akten aus dem Jahre 1617 erwähnt wurde und die als Befestigung diente. Wahrscheinlich steckte man zu Beginn des 17. Jh.s. auch das Gebiet für den jüdischen Friedhof ab, wo auf einem Teil des Geländes im Jahre 1624 ein Burgwall rings um die Neustadt gebaut wurde. Der nächste Stadtbesitzer, der Fürst Władysław Ostrowski, erneuerte das alte Verbot, sodass Juden Häuser und Grundstücke innerhalb der Altstadt nicht verkaufen konnten. Ein jüdischer Schneider, der sich mit der Erlaubnis von Ostrowski in Rzeszów ansiedelte, hatte lediglich das Recht, seine Dienste anderen Juden zukommen zu lassen. [Quelle:|Kehilat Raysha sefer …, S. 26f. ]].
Die Situation änderte sich, als sich Rzeszów in der Hand der Lubomirskis befand. Sie gestatteten den Juden, Grundstücke und Häuser innerhalb der Altstadt zu besitzen, sofern die Einwohner ihre Zustimmung dazu gaben. Der erste jüdische Besitzer eines Hauses in der Altstadt war im Jahre 1680 Izik Abrahamowicz, der ein Grundstück samt Gebäude von einem Christen namens Lubocki kaufte. Obwohl im Jahre 1696 das Verbot der Ansiedlung der Juden in der Altstadt aufgehoben wurde, befand sich das Zentrum des jüdischen Lebens nach wie vor innerhalb der Neustadt.
Im Jahre 1674 erreichte die Zahl der Juden in Rzeszów 1400 Personen und übertraf dadurch die Zahl der Christen, schon zu Beginn des 18. Jh.s nannte der deutsche Geograf Rzeszów „Das Jerusalem Galiziens“.
Im Jahre 1686 kauften die Juden aus Rzeszów ein Grundstück von Paweł Zagłobiński für einen Preis von 3200 Gulden, das für einen neuen jüdischen Friedhof bestimmt war. Obwohl bereits am 6. Januar 1686 der damalige Stadtbesitzer Hieronim Lubomirski die Erlaubnis erteilte „eine neue Schule unterhalb des Walles in der Neustadt zuzumauern“, wurde diese Synagoge erst zwischen 1705-12 errichtet.
Im Jahre 1706 bekamen die Juden als Geschenk oder – wie manche Quelle behaupten, nicht als Geschenk sondern als Kauf, von den Lubomirskis ein Privileg, dank welchem sie 40 Häuser innerhalb der Neustadt besitzen durften. So entstand hier während des 18. Jh.s ein jüdisches Viertel mit eigenem Marktplatz, zwei Synagogen und jüdischen Friedhöfen. Während des 18. Jh.s wuchs auch die jüdische Siedlung innerhalb der Altstadt. Im Jahre 1728 befanden sich auf diesem Gebiet 16 jüdische Häuser, teilweise erfüllten sie die Funktion von Wohnhäusern , teils wurden sie von der Gemeinde genutzt (u.a. das Gebäude des jüdischen Gerichts, der Jeschwia). Mitte des 18. Jh.s besaßen die Juden dort bereits 26 Häuser, sie waren auch Besitzer fast aller Handlungsvertretungen in diesem Stadtteil. Ende des 18. Jh.s wohnten 17 jüdische Familien (77 Personen) in den nahe gelegenen Dörfern, u.a.: in Staroniwie, Zawieczyce, Przybyszówka, Krasne und Malawy. Vor allem betrieben sie dort Wirtshäuser und trieben Steuern ein.
Während des 18. Jh.s erlangten die Juden, die sich mit dem Handel befassten, eine immer stärkere Position in Rzeszów. Eine Liste aller Kaufleute, die im Jahre 1730 erstellt wurde, enthält 85 jüdische Namen und etwa 6 christliche Namen. Im Jahre 1762 gab es im Zentrum von Rzeszów nur ein Geschäft, das von einem Katholiken betrieben wurde. Aus den Steuerurkunden weiß man, dass im Jahre 1765 in Rzeszów 1202 erwachsene Juden wohnten, darunter waren u.a.: 29 Schneider, 26 Wirte, 31 Kaufleute und Krämer, 10 Hutmacher, 10 Lehrer, 5 Ärzte, 4 Musiker, 4 Töpfer, 3 Bäcker, 3 Schlachter, 2 Weber, 1 Glaser, 1 Seifenhersteller und auch einige Dutzend Goldschmiede und Juweliere, die sich eines guten Rufes erfreuten [[Quelle:|Maayan, K.: Rzeszów [Stichwort] [in:], Skolnik, F.; Berenbaum, M. (Hrsg.): Encyclopaedia Judaica, Band 12, Detroit-New-York-San-Francisco-New-Haven-Waterville-London 2007, S. 603;Kehilat Raysha sefer …, S. 30-35 .]].
Im 17. Jh. war das Verhältnis zwischen den in Rzeszów lebenden Christen und Juden relativ angespannt. Obwohl sich das Verhältnis zu Beginn des 18. Jh.s begann schrittweise zu verbessern, kam es zwischen den Vertretern beider Gemeinschaften ununterbrochen zu ökonomisch bedingten Auseinandersetzungen, aber auch zu anderen Konflikten. Beispielsweise ging es darum, dass die eine oder andere Gruppe nicht ihren Pflichten wie z.B. der Unterhaltung der Straßen und der städtischen Befestigungsanlagen nachkam. Wie aus einem erhalten gebliebenen Dokument, von ungefähr der Mitte des 18. Jh.s folgt, waren die Juden zu den in Rzeszów tätigen christlichen Zünften zugelassen: zur Zunft des Schmiede, der Ärzte, der Schlachter und der Bäcker, obwohl die Zünfte gleichzeitig die Zahl der Geschäfte und Betriebe, die von Juden betrieben werden konnten genau festlegten. In der zweiten Hälfte des 18. Jh.s verschlechterte sich das christlich-jüdische Verhältnis u.a. deswegen, da die Juden eine Vormachtstellung im Handel und im Handwerk gewannen. Im Jahre 1746 wurde den Juden kraft eines Edikts des Bischofs Sierakowski u.a. die Beschäftigung von christlichen Dienern , die Öffnung der Geschäfte am Sonntag und während der christlichen Feste, sowie das Heraustreten auf die Straße während der Prozessionen an Fronleichnam und Karfreitag, verboten. Denjenigen Juden, die Grundstücke im Stadtzentrum besaßen, wurde die Verpflichtung auferlegt, jedes Jahr, sowie im Falle des Baus einer neuen Synagoge, eine Gabe in Form von Wachs und Milch zugunsten der Kirche zu spenden. Ein Teil dieser Regelung wurde vom Stadtbesitzer durch ein Edikt, das im Jahre 1674 erlassen wurde, bestätigt. Im Jahre 1679 kam es in Rzeszów zu antijüdischen Ausschreitungen, während derer ein Dutzend Personen verletzt wurde. [[Quelle:| Kehilat Raysha sefer …, S. 26-30 .]].
Zwischen 1753 und 1765 wurden, wahrscheinlich unter dem Einfluss der Franziskaner, mindestens 15 Juden aus Rzeszów getauft.
Im Jahre 1777 war Rzeszów die fünftgrößte jüdische Stadt innerhalb der Grenze der Woiwodschaft Karpatenvorland, gleich nach Przemyśl, Jarosław, Lesko und Dynów. Im 18. und 19. Jh. spielte die jüdische Gemeinschaft eine bedeutsame Rolle beim wirtschaftlichen Aufschwung von Rzeszów. Die einheimischen jüdischen Handwerker schlossen sich in von den christlichen Zünften unabhängigen, Handwerkerorganisationen und Wirtschaftsvereinen zusammen und viele Vertreter der jüdischen Gemeinschaft gehörten zur intellektuellen Elite von Rzeszów (Ärzte, Anwälte, Richter).
Ende des 18. Jh.s waren in Rzeszów sowohl Einflüsse der Haskala (der jüdischen Aufklärung), als auch Einflüsse des Chassidismus vorhanden, obwohl diese anfangs nicht so groß wie in Ostgalizien waren. Im 19. Jh. Gab es in Rzeszów zahlreiche schnell wachsende chassidische Gruppierungen, die die Zaddiken aus Bełz, Bobowa, Dzików, Kołaczyce und Nowy Sącz vereinigten. In der Stadt befand sich u.a. der Hof des Zaddiks Lazar Weisblum, des Enkels von Elimelech aus Leżajsk und auch der Hof des Zaddiks Jehud Ungarn, des ehemaligen Rhabbiners von Sokołów [[Quelle:|Kehilat Raysha sefer …, S. 54f.]]. Nach dem Ersten Weltkrieg waren hier auch ein Zaddik aus Radomyśl, Abraham Chaim Horowitz, und der Zaddik Cwi Elimelech, Schüler von Chaim Halberstam aus Nowy Sącz [Neu Sandez], tätig. Nach seinem Tod wirkte hier auch sein Sohn Jozue von Rybotycz (1862- 1932). [[Quelle:|Kehilat Raysha sefer …, S. 103-131.]].
In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s wurden die Einflüsse der Hasakala in der Stadt immer stärker. Zu den bekanntesten Befürwortern dieser Bewegung gehören: ein Literat und Kenner der deutschen Literatur namens Dr. Wilhelm Turteltaub, ein Mitglied des Stadtrats und Parlamentsabgeordneter namens Dr. Oswald Honigsman, aber auch die Kenner der hebräischen Literatur Mosche David Geszwind, Icchok Holzer und der bekannte zionistische Aktivist Abba Apfelbaum.
Während des 19. Jh.s entwickelte sich die jüdische Gemeinde von Rzeszów unter demografischen Gesichtspunkten sehr dynamisch weiter. Während es Anfang des Jahrhunderts unter den in der Stadt wohnenden 4604 Personen, 1 029 Christen und 3 575 Juden gab, befand sich im Jahre 1880 – bei einer Bevölkerungszahl von 11. 166 - 5 820 Juden, 5 152 Katholiken und 160 griechisch-katholische Gläubige und 34 Protestanten in der Stadt. Am 26. 6. 1843 wurde ein großer Teil von Rzeszów, samt der Neustadt, infolge eines großen Brandes zerstört. Es brannten damals zwei Synagogen, die Bejt ha –Midrasz, das Haus des Rabbiners und das Krankenhaus, und auch viele von Juden bewohnte Häuser ab.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s. entstanden in der Stadt während des sich vollziehenden ökonomischen Wandels, neben den zahlreichen großen und kleinen Handelsunternehmen auch jüdische Industriebetriebe, die u.a. Papierwaren, Baustoffe, Kleidung, Seife und Kerzen herstellten. Ende des 19., Anfang des 20 Jh.s waren Juden Besitzer vieler Gasthäuser und Kneipen in Rzeszów. Zu diesem Zeitpunkt waren in der Stadt 5 jüdische Bankiers tätig, und die Zahl der Juden, die freiberuflich tätig waren, u.a. Rechtsanwälte und Ärzte, stieg ebenfalls an.
Nachdem Galizien die relative Unabhängigkeit innerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie erhalten hatte, erhielten die Juden aus Rzeszów die gleichen Rechte und Privilegien wie alle anderen Einwohner. Die Vertreter der jüdischen Gemeinde gehörten dem Stadtrat an– im Jahre 1918 waren 14 Ratsmitglieder jüdischen Glaubens. In den Jahren 1930-1935, während Roman Krogulecki Bürgermeister von Rzeszów war, hatte Wilhelm Hochfeld die Funktion des zweiten Bürgermeisters inne.
Ende des 19. Jh.s begann sich in der Stadt die zionistische Bewegung auszubreiten, die in der Zwischenkriegszeit viele Befürworter unter den Einwohnern von Rzeszów gewann. An der Wende vom 19. zum 20. Jh. entstanden hier einige jüdische Schulen und Wohltätigkeitsgesellschaften und Kreditinstitute. [[Quelle:| Węgrzynek, H. : Rzeszów [Kennwort] …, S. 291.]]. Im Jahre 1903 gründete Mojżesz Goldberg hier eine Druckerei, in der in den Jahren 1905-1911 u.a. die Wochenzeitschrift „Tygodnik Rzeszowski“ gedruckt wurde. In der Stadt gab man auch andere jüdische Zeitungen und Zeitschriften heraus, von denen manche u.a. die zionistische Wochenzeitschrift „Di Neje Folkszeitung“, die von Naftal Glucksman herausgegeben wurde, oder die wenig später von Efraim Hirschhorn gegründete „ Di Gerechtigkeit“, nur von kurzer Dauer waren. Noch vor der Wiedererlangung der Unabhängigkeit gab man in der Stadt die Tageszeitung „Die Yiddishe Folkszeitung“ heraus, die sich großer Beliebtheit unter den Einwohnern von Rzeszów und der umliegenden Ortschaften erfreute. [[Quelle:|Kehilat Raysha sefer …, S. 133.]].
Vom 3.-5. Mai 1919 kam es in Rzeszów zu antijüdischen Ausschreitungen, infolge derer viele jüdische Geschäfte ausgeraubt und die Synagogen geplündert wurden. Eine Ursache des Pogroms war u.a. der Verdacht eines jüdischen Ritualmordes. Polizei und Militär wurden zur Beruhigung der Lage eingesetzt. [[Quelle:|Kehilat Raysha sefer …, S. 137-138.]].
Die Zwischenkriegszeit war eine Blütezeit der jüdischen Gemeinde von Rzeszów. Es gab damals vor Ort zahlreiche jüdischen Betriebe, u.a. in der Metallindustrie, der Holzindustrie, der Lederverarbeitungsindustrie, der Textil- und Bekleidungsindustrie, eine Papierfabrik, sowie Fabriken, die Baustoffe und chemische Erzeugnisse herstellten. Unter der Aufsicht der Gemeinde befanden sich zwei Synagogen, jüdische Friedhöfe, eine Bejt ha-Midrasz, ein Krankenhaus, das zwischen 1923-1938 bestand und ein Zufluchtsort für ältere Personen und gleichzeitig ein Waisenhaus war. In der Stadt gab es 44 Gesellschaften und Vereine, die sich karitativ, kulturell, wirtschaftlich und im Bildungsbereich engagierten. Es gab auch einen Kindergarten, eine jüdische allgemeinbildende Schule und ein Gymnasium, eine Bibliothek und ein jüdisches Kulturhaus, das im Jahre 1929 dank der Bemühungen der Jüdischen Kulturgesellschaft mit Mitteln aus der Stiftung von Adolf Tannenbaum, errichtet wurde. In der zweiten Hälfte der 30er Jahre wurden, trotz der fortschreitenden wirtschaftlichen Krise, die nächsten Vereine gegründet, die ihre kulturelle Tätigkeit entfalteten. Im Jahre 1938 gründete man einen Theaterverein und einen zionistischen Klub, aber auch eine Organisation, die die jüdischen Kaufmänner unter sich vereinigte und die „Beit-Hamm“.
Ende der 20er Jahre begann in der Stadt eine nationalistische Bewegung im großen Umfang antisemitische Propaganda zu verbreiten und direkte Aktionen gegen die Juden einzuleiten. Den „Młodzieżowy Bojówki Endecki“ stellten sich die Mitglieder der zionistischen Bewegung von Rzeszów aktiv entgegen. Im Februar 1930 begannen die ND-Mitglieder eine Kampagne gegen die jüdischen Metzgereien, die koschere Waren anboten, was einen Monat später zu Massenprotesten und Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung von Rzeszów führte.
Zu Beginn der Besatzung verließen circa 5000 Juden Rzeszów, darunter u.a. der damalige Rhabbiner Aron Lewin und ein großer Teil der Vorstandsmitglieder der jüdischen Gemeinde. Ab diesem Moment an hatte Józef Reich die Funktion des Rhabbiners inne. Bald nach der Besetzung der Stadt begannen die Deutschen Mitte Oktober 1939 mit der Zerstörung der Gebäude der jüdischen Gemeinde, vor allem von Gebäuden, die eine religiöse Bedeutung hatten. Es wurden damals Synagogen und Gebetshäuser zerstört, aber auch die sich im Standzentrum befindlichen jüdischen Friedhöfe. Ende September 1939 siedelten die Deutschen eine Gruppe von circa 2700 Juden in Rzeszów an, darunter ungefähr 1225 aus Kalisz [Kalisch] deportierte Personen, circa 800 aus Łódź [Lodsch] und circa 830 Juden aus Berlin. Ende Oktober entstand der Judenrat mit Bernard Kleinmann an der Spitze, man berief außerdem einen Jüdischen Ordnungsdienst ein.
Am 6. 8. 1940 beschloss die Besatzungsmacht eine Polizeistunde für die Juden und erteilte außerdem das Verbot den Wohnort zu verlassen. Am 13. September desselben Jahres verschleppte man eine Gruppe von circa 300 jungen Männern zur Arbeit im Steinbruch in der Nähe von Zakopane.
Ab September 1940 begannen die Nazis die jüdische Bevölkerung in ein Ghettogebiet, das in Rzeszów errichtet wurde und am 10. 12. 1942 endgültig abgeschlossen wurde, umzusiedeln. Zunächst befanden sich circa 11.000- 16.000 Juden im Ghetto, darunter über 3500 Personen von außerhalb der Stadt. Am 28.4.1942 erschossen deutsche Polizisten in den Straßen der Stadt ungefähr 30 Juden. Am 12. Mai hingegen beförderte man aus dem nahe gelegenen Gefängnis ungefähr 250 Juden, die anschließend im Wald erschossen wurden, in die Nähe von Nowa Wieś bei Kolbuszowa. Am 16. Juni erschoss man in der Kastanienallee 15 Mitglieder des Judenrats und des Jüdischen Ordnungsdienstes. Ende Juni 1942 deportierte man in dieses Ghetto eine Gruppe von Juden aus den aufgelösten Ghettos in Błażowa [Blasow], Czudec, Głogów Małopolski, Kolbuszowa, Leżajsk, Łańcut [Landshut], Niebylec, Sędziszów Małopolski, Skrzyżów [Strezow] und Tyczno. Im Frühsommer des Jahres 1942 befanden sich im Ghetto insgesamt circa 23.000 Juden.
Die Auflösung des Ghettos begann am 7. 7. 1942. Alle Bewohner des Ghettos wurden damals auf dem Marktplatz der Neustadt zusammengetrieben, wo man eine Selektion durchführte. Die Kinder und die Älteren sowie Kranke und Behinderte beförderte man mit Autos in die Wälder, in die Nähe von Głogów Małopolski oder, anderen Quellen zufolge, in den Wald bei Rudna [Raudten], wo sie erschossen wurden. Es ist schwer festzustellen, wie viele Opfer es gab, man schätzt jedoch, dass dort insgesamt ungefähr 2000 bis 6000 Juden ums Leben kamen. In den Tagen des 7., 10., 14. und 19. Juli, trieb man weitere jüdische Gruppen (insgesamt circa 14.000 Personen) zu Fuß zum Bahnhof Staroniwa, von dem aus sie mit dem Zug ins Vernichtungslager in Bełżec deportiert wurden. Am 7. Juli erschoss man während des Marsches vom Ghetto zum Bahnhof 46 Juden. Am selben Tag wurden im Ghetto circa 190 Personen getötet, deren Leichen man später auf dem Friedhof in Czekaju begrub. 15 Juden wurden anschließend in der Nähe des Schlosses erschossen. Am 14. Juli tötete man in den Wäldern von Głogów einige weitere Hundert Personen aus dem Ghetto, darunter u.a. alle Kranken aus dem Krankenhaus.
Mitte Juli verblieben nach den Deportationen und Hinrichtungen, in der Stadt noch etwa 6000 Juden, darunter etwa 4000 im Ghetto. Ende Juli siedelte man im Ghetto von Rzeszów eine Gruppe von Juden aus Dębica an.
Am 7. oder 8. August 1942 wurde eine Gruppe, die circa 1000 Frauen und Kinder zählte, aus Rzeszów ins Konzentrationslager in Pełkinie deportiert und danach ins Vernichtungslager von Bełżec. Ein Teil der Juden geriet in derselben Zeit ins Konzentrationslager Lisia Góra in Rzeszów, wo sie zur Arbeit in einer Fabrik der Staatlichen Luftfahrt-Werke (PZL) gezwungen wurden. Am 24 Juli 1944 deportierte man 500 Personen, die in diesem Konzentrationslager überlebt hatten, darunter u.a. die Juden aus Kraków [Krakau], Przemyśl [Prömsel] und Jarosław, mit unklarem Zielort aus der Stadt.
Eine andere Gruppe, die circa 2000 Personen zählte, deportierte man am 15. November aus Rzeszów nach Bełżec. Am 25. November wurde der Vorsitzende des Judenrats von Rzeszów, Bernard Kleinmann, erschossen. An seine Stelle trat Beno Kahane, der mit der Gestapo zusammenarbeitete, und am 2. September auf dem Bahnhof von Staroniwa von den Deutschen erschossen wurde.
Nach der letzten Deportation wurde das verkümmerte Ghetto, wo sich noch ca. 3000 Personen befanden in ein „Ghetto A“, das sich östlich der Baldachowska-Straße befand, und ein „Ghetto B“, das sich westlich dieser Straße befand, geteilt. Im Ghetto A lebten die jüdischen Arbeiter, die in den deutschen Arbeitslagern in Rzeszów arbeiteten, das Ghetto B war vor allem für die Familien dieser Arbeiter bestimmt, aber auch für alle Personen, die nicht arbeitsfähig waren. Das „Ghetto B“ wurde von den Einwohnern „Schmelzgetto“ genannt (Damit war gemeint, dass dessen Bewohner dem Tode geweiht waren).
Im Dezember 1942 siedelte man in Rzeszów circa 1000 Juden aus den aufgelösten Ghettos von Dukle, Sanok und Jaśle an, Anfang März 1943 befanden sich dort dadurch 3565 Juden. Sie wurden zu verschiedenen Arbeiten eingestellt, u.a. wurden 300 Personen zur Arbeit am Flughafen in Jasionka gezwungen. Alle Juden aus diesem Konzentrationslager wurden später in einem Wald nahe Głogów erschossen.
Am 15. Mai 1943 wurden circa 200 Juden aus Rzeszów nach Mielec deportiert, wo sie höchstwahrscheinlich in einem Arbeitslager beschäftigt waren.
Am 8 Juli flohen ungefähr 60 Juden aus dem Ghetto in Rzeszów, ähnliche Fluchtaktionen fanden auch am 1. und 11. September statt.
Endgültig wurde das Ghetto von Rzeszów am 2. und 3. September 1943 aufgelöst. Die Einwohner des Ghetto B und ein Teil der Einwohner des Ghetto A wurden damals in das Vernichtungslager Ausschwitz deportiert, wo die Mehrheit von ihnen in Gaskammern ums Leben kam. Am 3. September 1943 deportierte man ins Konzentrationslager in Szebnie eine Gruppe von Arbeitern aus dem Ghetto A. Nach einer dort durchgeführten Selektion wies man die arbeitsfähigen Personen ins Konzentrationslager ein, die 500 übrigen Juden hingegen erschoss man vermutlich in den umliegenden Wäldern.
Nach diesen Ereignissen verblieben im Ghetto von Rzeszów noch ca. 250-600 Personen, von denen etwa 100 am 12.Oktober 1943 getötet wurden. Am 13. Februar 1944 deportierte man einen Teil von ihnen von Rzeszów in das Arbeitslager von Stalowa Wola, ein anderer Teil dagegen wurde ins Konzentrationslager Lisia Góra transportiert, von wo aus sie im Juni 1944 ins Konzentrationslager in Płaszów gerieten.
Nach der Auflösung des Ghettos wurde auch ein Teil der Gebäude, die sich auf seinem Gebiete befanden, abgerissen. Die Deutschen zerstörten außerdem zum Teil zwei Synagogen und eine Bejt ha – Midrasz. Die in der Stadt verbliebenen jüdischen Arbeiter waren dazu gezwungen eine Matzewa, die danach auf dem Gebiet der Ziegelei transportiert wurde, aus dem Friedhof im Stadtteil Czechaju wegzuschaffen.
Am 1. März 1944 tötete man, dies geht aus verschiedenen Quellen hervor, 18-35 Juden, die sich in den Kellern unter einer Apotheke, die sich auf dem Marktplatz in Rzeszów befand, versteckten. Neun Personen gelang es zu fliehen, fünf Personen wurden während der Flucht erschossen.
Von den Juden aus Rzeszów überlebten 700-800 Personen die deutsche Besatzung, von denen die Mehrheit (etwa 600) den Krieg in der Sowjetunion verbrachte. Manchen Personen gelang es, während der Evakuierung der Konzentrationslager zu fliehen und sich bis zur Befreiung Polens zu verstecken. Einigen Juden gelang es auch das Konzentrationslager in Auschwitz zu überleben. Ein Teil der jüdischen Einwohner von Rzeszów kehrte nach der Befreiung in die Stadt zurück.
Am 11. Juni 1945 wurden die Juden in Rzeszów eines Ritualmordes beschuldigt. Die von einem Pogrom bedrohten Juden wurden aus der Stadt gebracht. Obwohl dem Jüdischen Verein (TSKŻ) im März 1966 noch 380 Personen angehörten, verließ bald die Mehrheit der Juden Rzeszów für immer.
DIE GESCHICHTE DER JÜDISCHEN GEMEINSCHAFT VOR DEM JAHRE 1989
Autor: Andrzej Potocki
Juden wohnten hier bereits im Jahre 1550. [[Quelle:“nazwa“|Die erste Notiz über die in der Stadt wohnenden Juden stammt aus dem 15. Jh., siehe Burhard, P.: Souvenirs und Denkmäler der jüdischen Kultur in Polen, Warszawa 1990.]]. Im Jahre 1588 gab es in der Stadt sechs jüdische Familien, im Jahre 1592 hingegen besaßen sie sechs Häuser und ihre Gemeinschaft zählte ungefähr 90-100 Personen. Die Ansiedlung der Juden in Rzeszów wurde im Jahre 1599 auf sieben Häuser in der Stadt beschränkt. Gleichzeitig verbot man ihnen den Handel mit handwerklichen Erzeugnissen. Im Jahre 1617 wurde zum ersten Mal urkundlich eine Synagoge erwähnt. Gleich neben ihr befand sich ein Friedhof, auf dessen Gebiet im Jahre 1624 ein Schutzwall, der die Neustadt umgab, errichtet wurde. Die Synagoge gehörte zum Schutzsystem der Stadt und Moszko Haftarz wurde im Jahre 1627 zum Vorsteher dieser Synagoge. Jeder Jude durfte so viele Gewehre haben, wie Männer in seinem Haus wohnten, außerdem Munition und je 3 Pfund Pulver für eine der Büchsen. Die Juden durften insgesamt drei Säcke trockenes Pulver haben, 60 Kugeln für Handrohre und dreißig Kugeln für ihre Kanonen, sowie vier Büchsen für die Synagoge. Ein Jude wurde abgestellt, um die Waffen zu warten und bei Bedarf zu schießen.
Mitte des 17. Jh.s wohnten hier laut Schätzungen ungefähr 680 Juden. Damals war ein gewisser Hersz Rhabbiner der Gemeinde, vielleicht war er sogar der erste Rhabbiner von Rzeszów, auf ihn folgte Gabriel ben Jehuda. Die Juden aus Rzeszów gehörten der jüdischen Gemeinde von Przemyśl an. Der Stadtbesitzer Hieronim Lubomirski erlaubte am 6. 1. 1686 eine neue Schule unterhalb des Schutzwalls in der Neustadt zu errichten und im selben Jahr wurde eine jüdische Kürschnerzunft erwähnt.
Ab 1706 war es den Juden gestattet, in der Neustadt 40 Häuser zu besitzen. Daraufhin entstand zwischen der Alt- und der Neustadt ein jüdisches Stadtviertel mit separatem Marktplatz, neben dem die Juden im Jahre 1728 16 Häuser hatten. Im Zentrum dieses Stadtviertels befanden sich zwei Synagogen. Ende des 17. Jh.s war Schnuer ben Chanoch der Rhabbiner dieser Stadt. Zur selben Zeit entstand in Rzeszów eine jüdische Gemeinde. Im Jahre 1709 legten die Schweden den Juden von Rzeszów eine Sondersteuer in Höhe von 100 000 Zloty auf, während die übrigen Einwohner nur 18 000 Zloty bezahlen mussten. Im Jahre 1739 brannte die Alte Synagoge ab, daher begann man sie wiederaufzubauen. Damals musste ein Jude, um sich in Rzeszów ansiedeln zu können, die Erlaubnis eines der Stadtbewohner vorweisen können, ähnlich verhielt es sich, wenn er in eine andere Stadt umziehen wollte.
Im Jahre 1777 bezahlten die Juden aus Rzeszów 1202 Zloty für eine so genannte Toleranz- Steuer, ihre Höhe war von der Bevölkerungszahl der Gemeinde abhängig. Rzeszów war damals die fünftgrößte jüdische Gemeinde in den Grenzen der heutigen Woiwodschaft Karpatenvorland. Größer waren lediglich die Gemeinden von Przemyśl, Jarosław, Lesko und Dynów. Im Jahre 1765 wohnten hier 1202 Juden, 20 Jahre später waren es bereits 1648 von insgesamt 3309 Stadtbewohnern. Ende des 19. Jh.s verfügten sie in der Stadt über ein eigenes Krankenhaus, das ein Haus für ärmere Personen war und seit 1788 gab es hier eine jüdisch-deutsche Schule.
Zu Zeiten Galiziens stieg die Zahl der jüdischen Bevölkerung in der Stadt wesentlich an, im Jahre 1816 wohnten hier nämlich bereits 3575 Juden und nur 1029 Christen. Im Jahre 1870 gehörten der jüdischen Gemeinde, die fünf Rabbiner beschäftigte, und zwei Synagogen und vier Friedhöfe unterhielt, 5801 Personen an. Außerdem gab es in der Stadt noch vier private Gebetshäuser. In den Jahren 1871-1873 war Cwi Hersz Orenstein einer der Rhabbiner der jüdischen Gemeinde, der aus Brześć am Bug von der Verwaltung des zaristischen Russlands vertrieben worden war. Nach ihm übernahm Izrael Chaim Wallerstein dieses Amt. Er war Autor zweier Traktate namens Rerem Jehoszua und Sede Jehoszua. Er übte sein Amt 30 Jahre lang aus. Die Juden stellten damals 54,5% der Stadtbevölkerung. Der Stadtrat hatte 30 Ratsmitglieder, von denen 15 Juden waren. Im Jahre 1885 hingegen gab es unter den 36 Ratsmitgliedern 17 Juden. Der Verein Agudas Achim (Das Bündnis der Brüder) leitete eine Abendhandwerksschule, die im Jahre 1883 128 Jungen besuchten. Ab 1882 war hier eine Kreditgesellschaft tätig, an deren Spitze Mojżesz Geschwind stand, ein Jahr später nahm eine Kredit- und Sparkassengesellschaft ihre Tätigkeit auf, deren Vorsitzender Hornung hieß und im Jahre 1892 entstand letztlich eine Spargesellschaft mit S. Alter an der Spitze. Es gab hier außerdem einen jüdischen Assimilationsverein und eine Niederlassung der Jüdischen Sozial-Demokratischen Partei, der Marek Pelzling vorstand.
Ferner waren in Rzeszów damals viele religiöse und wohltätige Gesellschaften tätig: die „Jüdische Gesellschaft zur Unterstützung der Kranken Israeliten“, der „Frauenverein zur Unterstützung der Kranken Israeliten“, die „Jüdische Religionsgesellschaft Machzykaj Linat“, der „Verein der Religiösen Erziehung zu Davids Ehren“, die Kultur- und Bildungsgesellschaft „Tarbut“, eine „Talmud-Tora“-Gesellschaft, der „Bejt Jaakow“-Verein, der Sportverein „Bar Kochba“, der Sportverein „Samson“ und der jüdische Theaterverein „Scena“. Zu dieser Zeit gehörten den Juden über 43% der Gebäude der Stadt.
Anfang des 20. Jh.s gab es einen starken Zuwachs der jüdischen Bevölkerung. Im Jahre 1900 gehörten der jüdischen Gemeinde 7635 Juden an. Die jüdische Gemeinde, die damals von Wilhelm Hochfeld geleitet wurde, hatte bereits ein eigenes Krankenhaus. Im Jahre 1910 gehörten dem Stadtrat, er aus 36 Personen bestand, 15 Juden an. Im Jahre 1903 gründete Mojżesz Goldberg in der Stadt eine Druckerei, in der man in den Jahren 1905-1911 unter anderem das Wochenblatt „Tygodnik Rzeszowski“ druckte. Im Jahre 1914 lebten in der Stadt bereits ungefähr 12 000 Juden. Vom 3. bis zum 5. Mai 1919 dauerten in Rzeszów antijüdische Unruhen an, infolge derer man jüdische Geschäfte und Synagogen plünderte . Eine Ursache des Pogroms war u.a., dass man die Juden eines Ritualmordes bezichtigte. Polizei und Militär mussten einschreiten. Im Jahre 1921 gab es in Rzeszów 11 361 Juden, das waren 45,5% der Gesamtbevölkerung, im Kreis Rzeszów hingegen gab es 15 636 Juden, was einen Anteil von 11% ausmachte.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s waren hier sowohl die Haskala, als auch der Chassidismus stark vertreten. Die Chassiden erhielten die Unterstützung der Zaddiken aus Bełz, Bobowa, Dzików, Kołaczyce und Nowy Sącz. In Rzeszów residierte der Zaddik Lazar Weisblum (1838-1920), Sohn des Rhabbiners Mechel aus Rudnik und Enkel von Elimelech aus Leżajsk, sowie der Zaddik Jehuda Ungarn, der ehemalige Rhabbiner von Sokołów und ab 1918 ein Zaddik aus Radomyśl namens Abraham Chaim Horowitz. Sein Sohn Dawid war einer der Rhabbiner von Rzeszów und wurde von den Nazis getötet. Nach dem Ersten Weltkrieg ließ sich hier der Zaddik Cwi Elimelech nieder (ungefähr 1842- 9. 4. 1924), ein Schüler des Zaddik Chaim Halberstam aus Nowy Sącz, der früher Rhabbiner in Rybotycze und Zaddik in Błażowa gewesen war. Ihm folgte als Zaddik von Rzeszów sein Sohn Jozue aus Rybotycze (1862- 19.02. 1932) nach.
Anfang des 20. Jh.s war Rzeszów ein wichtiges Zentrum des Zionismus. Die Juden verfügten in der Stadt über ein Gemeindehaus, das aus der Stiftung von Adolf Tannenbaum finanziert wurde, sowie eine Bibliothek mit 50.000 Werken. Damals nannte man Rzeszów das „Jerusalem Galiziens“. Im Jahre 1904 wurde Natan Lewin Rhabbiner (1857-1926) und ab 1927 dessen Sohn Aron Lewin (1879-1941), der Abgeordneter des Sejms war, und in den Jahren 1922 und erneut im Jahre 1930, als Mitglied der Partei Aguda Israel in das Parlament gewählt wurde. Er wurde in Lviv [Lemberg] von den Nazis getötet, denn einige Tage nachdem sie die Stadt eingenommen hatten wurde er von den einheimischen Ukrainern verraten. Die Funktion der Unterrhabbiners hatten Berisch Steinberg und Szyja Lundesmann inne. Die jüdische Gemeinde wurde von Ascher Silber geleitet. Als Roman Krogulecki Bürgermeister (1913-1935) war, war Dr. Wilhelm Hochfeld sein Vizebürgermeister.
In der Zwischenkriegszeit waren einige politischen Parteien im jüdischen Umfeld tätig: Aguda Israel, Misrachi, Poalej Syjon und der Bund sowie ferner die Jugendorganisationen Ha-Szomer ha-Cair, Dror, Bejtar und Akiba. Es gab außerdem den Sportverein Bar Kochbar, eine jüdische Musik- und Theatergesellschaft, den Jüdischen Akademischen Verein Makabea und eine Jüdische Volksschul-Gesellschaft, der eine Grundschule und ein koedukatives Gymnasium angeschlossen waren. Sowohl polnische als auch jüdische Handwerker gehörten gemeinsamen Berufsgenossenschaften an: der Genossenschaft der Schneider, der Friseure, sowie der Genossenschaft der vereinigten Handwerker. Unabhängig davon waren hier der Verein der jüdischen Kunsthandwerker Jad Charuzim und eine Niederlassung des Zentralen Jüdischen Kunsthandwerkervereins in Polen tätig. Die intellektuelle Elite verfügte ebenfalls über eine eigene Organisation. Dem Verein der Jüdischen Anwälte von Rzeszów gehörten im Jahre 1939 25 Personen an. Im selben Jahr leitete Eliasz Wang einen Kaufmannsverein, der eine gemeinsame Sparkasse für Kaufleute angeschlossen war. Im jüdischen Millieu waren außerdem einige Banken tätig: die Bank für Handel, Industrie und Wirtschaft, ein Kreditverein, der im Jahre 1932 1552 Mitglieder hatte, eine Diskontbank, eine Volksbank, eine Allgemeinbank, eine Beteiligungskasse und die Sparkasse Gemilut Chesed. Anfang der 30er Jahre des 20. Jh.s gehörten den Juden 72% der Handelsvertretungen der Stadt. Im Jahre 1931 lebten 11.228 Juden in der Stadt.
Im Jahre 1939 wohnten ungefähr 15.000 Juden in Rzeszów. In den ersten Monaten der deutschen Besatzung verließen mehrere Tausend (circa 5.000) Juden aus Rzeszów die Stadt, darunter der Rhabbiner Aron Lewin und die Mehrheit der Vorstandsmitglieder der jüdischen Gemeinde. Die Funktion des Rhabbiners wurde damals von Józef Reich übernommen. Beinahe unmittelbar nach der Besatzung der Stadt zerstörten die Nazis am 10. September die Synagogen und Gebethäuser von Rzeszów. Schon Mitte Oktober 1939 begannen die Juden, unter der Aufsicht der Nazis, ihre Friedhöfe, die sich im Stadtzentrum befanden, zu zerstören. Die ältesten Matzewa, die sich auf ihnen befanden, stammten noch aus dem 16. Jh.
Ende September siedelten die Deutschen eine Gruppe von über 3. 500 Juden, die aus Kalisz und Łódź sowie auch aus Berlin hier her verschleppt worden waren, in Rzeszów an. Ende Oktober dieses Jahres wählten die Nazis Bernard Kleinmann zum Vorsitzenden des Judenrats aus. Der Judenrat berief einen jüdischen Ordnungsdienst ein, dessen Kommandant Biesuch hieß.
Am 1.8.1940 wohnten 11.617 Juden in Rzeszów, während die Gesamtzahl der Bevölkerung 32.352 Personen betrug. Darunter waren 630 Juden – Flüchtlinge aus Deutschland, 1224 aus Kalisz und 1800 aus Łódź. Am 6. August fuhr die Regierung des Generalgouvernements eine Polizeistunde für Juden und ein Verbot seinen Wohnort zu verlassen, das ausschließlich für Juden galt, ein. Am 13. September verschleppte man ungefähr 300 junge Männer zur Arbeit im Steinbruch in die Nähe von Zakopane. Ab September 1930 begannen die Nazis ihnen ihren Lebensraum dadurch zu beschränken, dass sie sie systematisch auf dem Gebiet des zukünftigen Ghetto, das Mitte Dezember 1941 eingerichtet worden war und endgültig am 10.02. 1942 eingegrenzt wurde, ansiedelten. Im Ghetto befanden sich mehrere Tausend Juden (11-16.000), darunter über 3.500, die nicht aus Rzeszów stammten. Am 29. 5. 1941 siedelte man dorthin 90 Familien aus Majdan Królewski über, Ende Juni 1942 hingegen Juden aus den aufgelösten Ghettos in Błażowo, Czudziec, Głogów Małopolski, Kolbuszowa, Leżajsk, Łańcut, Niebylec, Sędziszowo Małopolskie, Sokołów Małpolski, Strzyżów und Tyczno. Man hielt dort damals ungefähr 23.000 Juden gefangen.
Im Ghetto brachten die Nazis viele Juden um. Während einer solchen Hinrichtungsaktion erschoss man ungefähr 70 schwangere Frauen. [[Quelle:“Relation Mosze Ostera]]. Die deutsche Polizei erschoss am 28.04.1942 auf den Straßen ungefähr 30 Juden, am 16. Juni tötete man in der Kastanienallee 15 Mitglieder des Judenrats und des Judendienstes, dieselbe Anzahl an Juden brachte man am 7. Juli neben dem Schloss ums Leben. Am 12. Mai verschleppte man ca. 250 Juden aus dem Gefängnis, die man später im Wald in der Nähe von Nowa Wieś bei Kolbuszowa erschoss. In den Wäldern von Głogów erschoss man am 6. und 7. Juli etwa 2000 Alte, Kinder und Kranke. Ins Vernichtungslager von Bełżec deportierte man vom Bahnhof Staroniwa aus am 7., 10., 14. Und 19. Juli etwa 14.000 Juden aus dem Ghetto. Während des Marsches zum Bahnhof erschoss man am 7. Juli 46 Juden, auch im Ghetto kamen an diesem Tag etwa 190 Juden ums Leben, die man auf dem Friedhof in Czekaj begrub (heute: Rejtan-Straße).
Während der nächsten Deportationswelle brachte man am 14. Juli in den Wäldern von Głogów einige hundert Juden um, darunter Patienten aus dem örtlichen Krankenhaus. In der Nähe des Bahnhofs Staroniwa erschoss ein Nazi den Kommandanten des Judendienstes Biesuch. Nach den Deportationen und Hinrichtungen verblieben ungefähr 6.000 Juden in der Stadt, darunter ungefähr 4.000 im Ghetto. Ende Juli brachte man eine Gruppe von Juden aus Dębica nach Rzeszów.
Am 8. August 1942 deportierte man ungefähr 1000 Juden ins Konzentrationslager in Pełkinie, von wo aus sie nach kurzem Aufenthalt ebenfalls ins Konzentrationslager Bełżec gelangten. Einen Teil der Juden brachte man ins Konzentrationslager auf dem Lisa Góra in Rzeszów. Sie arbeiteten auf dem dortigen Flughafen. Hierhin gerieten Anfang August 600 Juden aus dem Ghetto von Przemyśl. An der Spitze des Ordnungsdiensts im dortigen Konzentrationslager stand der Jude Alfred Izrael aus Leipzig. Im Ordnungsdienst dienten u.a. Jerzy Streisenberg aus Dębica, Goldman aus Tyczno, Natan Reben aus Przemyśl und ein gewisser Grunspan. Sie benahmen sich gegenüber den Gefangenen, die ja ihre eigenen Landsleute waren, sehr grausam.
Die dritte Deportationswelle fand am 15. November statt, als man von der Bahnstation Staroniwa aus ungefähr 2000 junge Männer und Frauen aus Rzeszów wegbrachte. Im Ghetto verblieben somit noch ungefähr 3000 Juden. Am 25. November töteten die Deutschen Kleinmann, den Vorsitzenden des Judenrats. An seine Stelle trat Beno Kahanego, ein Kollaborateur, der mit der Gestapo zusammenarbeitete. Im Dezember kamen ungefähr 1000 Juden aus den Ghettos von Dukle, Krosno, Sanok und Jasło in Rzeszów an. Unter ihnen waren auch einige Mitglieder der dortigen Judenräte. Am 1. März 1943 lebten 3565 Juden im Ghetto von Rzeszów. Sie wurden als Zwangsarbeiter in der gesamten Stadt eingesetzt.
Die Nazis beschäftigten von Frühling bis Herbst 1942 ungefähr 300 Juden als Zwangsarbeiter auf dem Flughafen in Jasionka. Der Vorsitzende des Judenrats im Konzentrationslager hieß Kresch. Dann erschoss man alle Juden aus dem Konzentrationslager in Jasionka in einem Waldstück bei Głogów. Am 15. Mai 1943 schleppte man ungefähr 200 Juden aus dem Ghetto irgendwo in die Nähe von Mielec, wahrscheinlich in ein Arbeitslager. Am 8. Juli flohen etwa 60 Juden aus dem Ghetto in Rzeszów, ähnliche Aktionen fanden auch am 1. und 11. September statt.
Endgültig wurde das Ghetto von Rzeszów am 2. und 3. September 1943 aufgelöst. Am 2. September erschoss man während der Verladung der Juden in die Züge auf dem Bahnhof Staroniwa den Vorsitzenden des Judenrats Kahane. Am nächsten Tag fuhr einer der Transporte ins Konzentrationslager in Szebnie. Gesunde und kräftige Menschen wies man ins Konzentrationslager ein, die restlichen etwa 500 Personen tötete man und verbrannte ihre Leichen.
Im Ghetto verblieben nur noch etwa 250 Personen. Am 12. November brachte man etwa 100 von ihnen um. Am 13. Februar 1944 brachte man einen Teil der in der Stadt verbliebenen Juden ins Arbeitslager von Stalowa Wola, und einen anderen Teil in das Arbeitslager auf den Lisia Góra, von wo aus sie im Juni 1944 in das Konzentrationslager Płaszów gerieten. Etwa 500 Personen waren weiterhin in einer Flugzeugfabrik beschäftigt. Am 24. Juli 1944 wurden sie von den Nazis aus der Stadt gebracht. Unter ihnen waren auch Juden aus Kraków, Przemyśl und Jarosławiec.
Am 1. März 1944 tötete man Alle, die sich in den Kellern in der Altstadt versteckt hielten. Es handelte sich dabei um 18 Juden, darunter acht Frauen. Neun von ihnen gelang es zu flüchten, fünf wurden während der Flucht erschossen.
Die Nazis brachten zudem ungefähr 20 Rhabbiner aus Rzeszów um, darunter Józef Reich. Sie zerstörten die beiden Synagogen und die Bejt ha-Midrasz. Die Juden mussten unter Zwang eigenhändig die Matzewa, die man auf das Gebiet der nahe gelegenen Ziegelei brachte, vom Friedhof in Czekaj abtragen.
Von den Juden aus Rzeszów überlebten ungefähr 700-800 Personen die deutsche Besatzung, darunter ungefähr 600 auf dem Gebiet der Sowjetunion. Ein Teil von ihnen kehrte nach dem Ende des Krieges in die Stadt zurück. Am 11. Juni 1945 kam es zu Provokationen, die zu einem Pogrom gegen die einheimischen Juden führen sollten. Man verbreitete das Gerücht, dass ein Rhabbiner [[Quelle:“nazwa“|Es geht um den Rhabbiner Lejb Thorn, der damals nicht in Rzeszów war.]] die junge Bronisława Mendoń für ein Ritual getötet habe. Wahrscheinlich verhaftete ihn die Miliz „mit einer blutigen Schürze, neben der aufgehängten Leiche des Mädchens“, wie ein frei erfundenes Gerücht besagt, und während der Durchsuchung fand man „die zerstückelten Leichen von 16 Kindern“. Der Tod des Mädchens, das man im Keller eines Mietshauses in der Choinka-Straße 12 fand, in der auch Juden wohnten, stand in keinem Zusammenhang mit irgendeinem Ritualmord. Diese Tragödie hatte einen sexuellen Hintergrund. Die von Selbstjustiz bedrohten Juden wurden aus der Stadt gebracht. Binnen kurzer Zeit verließ die Mehrheit von ihnen Rzeszów für immer, obwohl der örtliche Jüdische Gemeinde- und Kulturverein im März 1966 noch 380 Personen zählte. Im Jahre 1946 wurde Natan Monderer- Lamensdorf vel Henryk Gałecki, ein Jude, Stellvertreter des Chefs des Woiwodschaftsamts für Öffentliche Sicherheit.