Juden bewohnten Strzelin (Strehlen) schon im 14. Jahrhundert. Die erste Erwähnung, die ihre Anwesenheit in Strzelin (Strehlen) bestätigt, stammt aus dem Jahr 1336[1.1]. Der erste Jude aus Strzelin (Strehlen), dessen Name bekannt ist, hieß Musko. Er wurde in historischen Dokumenten vom 21. Februar 1336 genannt. Drei Jahre danach befahl Papst Benedikt XII. der örtlichen Kirche die Aussagen dreier Mitglieder der jüdischen Gemeinde – Jordan, Eckhard und Sycha, die Witwe von Mucho, aus Strzelin (Strehlen) – zu einer Erbstreitigkeit aufnehmen zu lassen[1.2].
Die jüdische Bevölkerung wohnte im Mittelalter in der Żydowska-Straße bzw. Judengasse, die 1441 erstmals erwähnt wurde[1.3], zudem hatte die Gemeinde um diese Zeit bereits ihre eigene Synagoge[1.4]. Außerdem begann man jüdische Unternehmen, Geschäfte, Waren, Kanzleien und Arztpraxen zu boykottieren. Im Jahr 1935 traten die Nürnberger Gesetze in Kraft, die der vermeintlichen Ungleichheit jüdischer Menschen auf Grundlage ihres „Blutes“ und ihrer „Rasse“ Gesetzeskraft verliehen. Diese Gesetze hatten eine systematische Entrechtung der jüdischen Bevölkerung zur FolgeMan begann auch die Vertreter der jüdischen Gemeinschaft aus dem wirtschaftlichen Leben zu verdrängen; die Stadtverwaltung realisierte entsprechende Ministerialverordnungen. Die Geschäfte und Unternehmen wurden konfisziert und den neuen „arischen“ Besitzenden übergeben.
Am 17. August 1938 erließ das Reichsministerium des Innern eine Namensänderungsverordnung, nach der jüdische Menschen für ihre Kultur „typische“ Namen annehmen mussten. Sofern sie nicht ohnehin schon einen „typischen“ jüdischen Vornamen trugen, erhielten Frauen den Namen Sara, Männer wurden Israel genannt. Während der Novemberpogrome des 9./10. November 1938 zerstörte man jüdischen Geschäfte. Ab 1940 erschwerte man jüdischen Menschen das Mieten von Wohnungen und ab 1941 beschränkte man die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel sowie das Reisen, für das fortan eine Polizeigenehmigung erforderlich war. 1941 wurde die zusätzliche Kennzeichnung mit dem Davidstern für Menschen jüdischer Herkunft eingeführt.
Ein Teil der jüdischen Menschen aus Strzelin (Strehlen) entschied sich für die Abwanderung. Diejenigen, die blieben, teilten das Schicksal ihrer Glaubensgeschwister aus Niederschlesien. 1940 begannen die Deportationen aus dem Regierungsbezirk Wrocław (Breslau). Einige jüdische Menschen wurden aus Strzelin (Strehlen) nach Wrocław (Breslau) und dann in Durchgangslager deportiert. Nach Tormersdorf gerieten: Hanna Holaender, die nach Theresienstadt im Rahmen der 5. Deportationsaktion am 30.08.1942 deportiert wurde und Magda Schnell, die in ein unbekanntes Lager „im Osten“ verschleppt wurde[1.5].
Die weiteren Schicksale einiger jüdischer Menschen aus Strzelin lässt sich anhand deutscher Quellen feststellen. Ins Ghetto in Izbica geriet Ilse Else Boehm (am 13. April 1942 aus Wrocław (Breslau) deportiert), ins Ghetto Minsk verschleppt wurde Margeretha Bruck (am 14. November 1941 aus Berlin deportiert) und ins Ghetto in Piaski gelangte Helene Guttsmann (deportiert am 28. März 1942 aus Berlin). Eugen Schnell, der in Berlin lebte, kam am 18. Juli 1938 im Konzentrationslager Buchenwald ums Leben. Carl Stahl wurde am 24./26. September 1942 aus Frankfurt am Main/Berlin nach Raasiku (Estland) deportiert. Sein Todesdatum ist unbekannt[1.6].
Nach dem 2. Weltkrieg lebte die jüdische Gemeinschaft in Strzelin nicht mehr auf.
Literaturverzeichnis
- Führer durch die Jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932–1933, opr. B. Schlesinger, Berlin 1933
- Strehlen, [w:] Encyclopedia of Jewish Life Before & During Holocaust, t. 3, red. E. Wiesel, G. Wigoder i S. Spector, New York 2001
- Rosenthal F., Najstarsze osiedla żydowskie na Śląsku, „Biuletyn Żydowskiego Instytutu Historycznego” 1960.
- [1.1] Rosenthal, F.: Najstarsze osiedla żydowskie na Śląsku, in: Biuletyn ŻIH 34 (1960), S. 24
- [1.2] Cod. Dipl. Sil., XXX, Nr. 5572, Nr. 6281
- [1.3] Führer durch die Jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933, ed. von B. Schlesinger, Berlin 1933, S. 96
- [1.4] Połomski, F.: Ustawodawstwo rasistowskie III Rzeszy i jego stosowanie na Górnym Śląsku, Katowice (Kattowitz) 1970, S. 51ff
- [1.5] Konieczny, A.: Tormersdorf, Grüssau, Riebnig. Obozy przejściowe dla Żydów Dolnego Śląska z lat 1941-1943, Wrocław (Breslau) 1997, S. 97, 106.
- [1.6] Information from the database: Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, [in] Das Bundesarchiv [online] http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch [Zugang: 11 Nov 2020], search results for: Strehlen.