SS-Sonderkommando Treblinka II

„Auf der Route Tłuszcz-Warschau,

Vom Bahnhof Warschau-Ost

fährt man über Schienen

und fährt geradeaus…”

[Władysław Szlengel, Mała stacja Treblinki]
Standort des Lagers

Das Vernichtungslager Treblinka II wurde im Frühjahr 1942 auf dem Gebiet des Landkreises Sokołów-Węgrów im Distrikt Warschau des Generalgouvernements erbaut. Es entstand unweit einer Eisenbahnstrecke und einer Bahnstation an der Grenze der Distrikte Warschau Białystok, wo es große jüdische Minderheiten gab. Treblinka war das dritte Lager im Generalgouvernement, welches im Rahmen der sog. Aktion Reinhardt entstand, die das Ziel hatte die jüdische Bevölkerung in den von Deutschland besetzten europäischen Gebieten auszurotten. Laut den deutschen Plänen sollten das SS-Sonderkommando Treblinka sowie zwei andere Lager – Belzec und Sobibor – unzugänglich für Menschen von außerhalb sein, weswegen das Lager mitten im Wald, fernab von jeglichen städtischen oder dörflichen Bebauungen (die nächstgelegene Ortschaft Wółka Okrąglik befand sich 2 km weiter), zwischen den Ortschaften Maliszewo, Poniatowo und Wołka Okrąglik in der Nähe des Arbeitslagers Treblinka (später in Treblinka I oder Treblinka A nach der Reihenfolge benannt) errichtet wurde [1.1]. Ferner befand sich das Lager unweit eines Kieswerks, zu dem bereits vor 1939 eine Eisenbahnstrecke geführt hatte, die das Werk mit der Station Treblinka auf der Strecke Sokołów Podlaski-Małkinia verband (daher auch der Name). Die Nähe zur Eisenbahn sollte wie auch im Falle von Belzec und Sobibor den Transport der Opfer erleichtern.

Der erste Transport kam am 23. Juli 1942 im Lager an. Es handelte sich um Häftlinge des Warschauer Ghettos, die im Rahmen der „großen Umsiedlungsaktion nach Osten“ deportiert wurden. Das Lager existierte bis November 1943. Die letzten Häftlinge wurden am 20. Oktober und am 4. November 1943 in zwei Transporten nach Sobibor deportiert. Die wenigen Verbliebenen, deren Aufgabe es war, die Spuren der Verbrechen zu verwischen, wurden von Kurt Franz, dem Stellvertreter des Lagerkommandanten, am 17. November im Wald erschossen, ihre Leichen wurden verbrannt. Während der knapp 15 Monate, in denen das Lager in Betrieb war, forderte es hunderttausende Opfer jüdischer Abstammung. Die geringsten Schätzungen in der Fachliteratur belaufen sich auf 700 000 bis 900 000 Menschen. Weiteren Schätzungen zufolge konnten ca. 70 ehemalige Häftlinge des Lagers den Krieg überleben. Das Lager Treblinka II wird als eines der größten Vernichtungszentren von Juden in Europa angesehen.

Bau und Topografie des Lagers

„Am 22. Juli 1942 erhielten wir an der Bahnstation Treblinka ein Telegramm, welches einen Pendelzug mit Ausgesiedelten zwischen Warschau und Treblinka ankündigte. Die Züge sollten aus 60 überdachten Waggons bestehen. Nach der Entladung sollten die Züge wieder nach Warschau geschickt werden. Wir waren sehr erstaunt. Wir fragten uns, um welche Ausgesiedelten es sich handele. Wo werden sie wohnen und was werden sie machen? Uns wurde klar, dass das Telegramm mit den geheimnisvollen Gebäuden im Wald zu tun haben musste”[1.2].

Die Bauarbeiten des Lagers begannen am 1. Juni und endeten am 11. Juli 1942. An der Errichtung mussten Häftlinge des Lagers Treblinka I sowie Einwohner der umliegenden Ghettos in Kosowo Lackie, Sokołów Podlaski, Węgrów und Stoczek Węgrowski arbeiten. Ein Teil von ihnen konnte nach Abschluss der Bauarbeiten nach Hause zurückkehren, ein anderer wurde noch während der Bauarbeiten in Treblinka II ermordet. Die Baumaterialien stammten aus Warschau, Kosowo Lackie und Sokołów Podlaski. Ähnlich wie in Sobibor wurden die Bauarbeiten von SS-Obersturmführer Richard Thomalla von der Zentralbauleitung der Waffen-SS und der Polizei aus Lublin beaufsichtigt. Die Pläne waren identisch mit denen aus Sobibor und Belzec. Das Gelände von Treblinka II fasste ca. 17 ha und hatte die Form eines unregelmäßigen Vierecks[1.3].

Das Gelände des Lagers war von einem 2,5m hohen doppelten Stacheldrahtzaun, der mit Ästen getarnt wurde, umzäunt. Auf der nördlichen Seite befand sich das Eingangstor, an dem die Kurt-Seidel-Straße begann. Das Lager wurde in zwei Bereiche aufgeteilt – Lager I (unteres Lager) sowie Lager II (oberes Lager). Im Lager I befand sich die Laderampe, an der ca. 20 Waggons ausgeladen werden konnten (in jedem von ihnen rund 80-120 Menschen). Ein Transport bestand aus ca. 60 Waggons, also ca. 5 000-6 000 Menschen. Manchmal kam es vor, dass der Zug mehrere Stunden stand, bevor er in das Lager einfahren konnte. Im September 1942 wurde an der Rampe die Attrappe einer Bahnstation mit Uhr und dem Schild „Treblinka-Obermajdan“ aufgestellt. Im Lager I befand sich der sog. Umschlagplatz, an dem Frauen und Kinder von den Männern getrennt wurden. Ferner gab es im Lager I die Baracke für Frauen, den Sortierplatz sowie ein Lager für die von den Opfern mitgebrachten Gegenstände. Daneben war der Appellplatz. Im Lager I dienten die Baracken zum einen als Wohnbaracken für die SS sowie die Wachmänner, zum anderen aber auch als Küche, Wäscherei, Bäckerei, Werkstätten (Tischlerei, Schneiderei), eine Arztpraxis, die Wohnung des Lagerkommandanten, ein Sortierraum, in dem sog. Goldjuden Wertgegenstände sortieren mussten, ein Pferdestall, eine Arrestzelle für Wachmänner und sogar ein Mini-Zoo. Im Bereich des sog. Ghettos befanden sich ferner die Baracken für jüdische Kommandos sowie die Latrine. An der Umzäunung zum Lager II wurde das sog. Lazarett errichtet – eine kleine Bude, die mit der Flagge des Roten Kreuzes ein Krankenhaus nachahmen sollte. Dorthin wurden all jene gebracht, die nicht mehr fähig waren, aus eigenen Kräften in die Gaskammern zu gehen, um sie über einem Graben im Innern der Bude durch einen Nackenschuss zu töten.

Aus dem Lager I mussten die Gefangenen durch einen Korridor, der von den Deutschen als „Himmelfahrtsstraße“, von den Häftlingen wiederum als „Weg ins Nirgendwo“ oder „Weg in den Himmel“ bezeichnet wurde, gehen. Männer und Frauen mit Kindern gingen getrennt voneinander, ohne Kleidung und vom Frisör-Kommando kahl geschoren. Am Ende des Korridors lagen die Gaskammern, die wie Waschräume mit einem Davidsstern über dem Eingang aussahen. Zu Anfang gab es drei Kammern, nach dem Umbau im Jahre 1942 waren es bereits 10. Im gleichen Gebäude befand sich auch der Maschinenraum mit zwei Dieselmotoren. Die Abgase der Motoren wurden mithilfe von Rohren, die in die Duschköpfe mündeten, in die Gaskammern eingeführt. In der ersten Phase des Lagers konnten sie ca. 480-750 Personen fassen, wobei ein Transport rund 6 000 Menschen zählte und es täglich sogar bis zu vier Transporte geben konnte. Aus den Gaskammern am Lager II führte eine Tür, die nur von außen geöffnet werden konnte. Durch sie wurden die Leichen der ermordeten Häftlinge abtransportiert.

Im Lager II, dem sog. tojtlager (jid. Todeslager), befanden sich sog. Gräben des Todes, ab 1943 auch Feuerstellen, wo Leichen verbrannt wurden. Hier lagen auch die Baracken des Bestattungskommandos, welches für den Abtransport der Leichen aus den Gaskammern zu den Massengräbern mithilfe einer Schmalspurbahn verantwortlich war.

Lagerpersonal. SS-Truppen und Wachmänner

Der erste Kommandant des Lagers war Irmfried Eberl, ein deutsch-österreichischer Arzt, sein Nachfolger seit September Franz Stangl (Kommandant von Sobibor). In der Verwaltung des Lagers waren ferner 30-40 Funktionäre der SS tätig (u. a. Franz Suchomel, der Stellvertreter des Kommandanten Kurt Franz, Pseudonym Puppe oder Gustav Münzberger, der für die Funktion der Gasinstallationen in den Kammern verantwortlich war), die stets in grauen Uniformen der Waffen-SS auftraten. All diese Männer waren aus dem Personal der Aktion „T4“, bei der psychisch und unheilbar kranke Personen aus dem Dritten Reich und aus den von Polen annektierten Gebieten ermordet worden waren, rekrutiert worden. Unterstützt wurde die SS von 90-120 Wachmännern, sog. Trawniki-Männern.

Opfer des Lagers

„Wir waren uns noch nicht ganz bewusst, wie alles funktioniert, aber es war die Hölle. Dazu kam noch der schreckliche Gestank”[1.4].

Im Lager Treblinka II starben Juden, polnische Staatsbürger, aber auch Juden aus dem Protektorat Böhmen und Mähren (Theresienstadt), der Slowakei, Bulgarien, Griechenland und Mazedonien, Österreich sowie Deutschland. Im Todeslager wurden darüber hinaus auch Sinti und Roma aus Polen und Deutschland ermordet.

Die Opfer wurden mithilfe von Kohlenmonoxid vergast und zu Anfang in Massengräbern vergraben. Ab Frühling 1943, nach einem Besuch von Heinrich Himmler, begann man auf seine Initiative hin die Leichen der Ermordeten zu verbrennen. Neben einfachen Bürgern, namenlosen Opfern, deren Namen nur ihren Familien etwas sagten, kamen u. a. folgende bekanntere Personen im Lager um: Artur Gold, der Barde des Warschauer Aufstand (der u. a. die Musik zur „Hymne von Treblinka“ schrieb); Ilia Schreibman, Meister im Schwimmen im Vorkriegspolen; der Warschauer Boxer von Makabi Lewkowicz oder Janusz Korczak (Henryk Goldschmidt), Pädagoge und Erzieher, der zusammen mit seinen Schützlingen ermordet wurde. Ihm und den Kindern wurde am 1. Juni 1978 der einzige Felsen mit einem Namen auf dem Gelände der Gedenkstätte gestiftet.

In der Anfangszeit des Lagers bis Mitte 1942 gelang es nur sehr Wenigen zu flüchten. Ins Warschauer Ghetto kehrte bspw. Abraham Krzepicki zurück, Eddie Weinstein wiederum in das Ghetto in Łosice. Weinstein (eigentlich Jehuda Jakob Wajnsztajn) schrieb kurz nach dem Krieg über seinen Aufenthalt in Treblinka: „Ich war dort also 17 Tage lang, von denen jeder Tag länger als ein Jahrhundert war“ [1.5]. Sie als auch andere Flüchtlinge gaben die Informationen über die „Todesfabrik“ weiter.

Häftlinge des Lagers

„Ich habe einen von den Arbeitern gefragt, was das alles bedeuten soll. Dieser antwortete, dass jener, der angesprochen wird, morgen nicht mehr ist“[1.6].

Aus den Transporten wurden nur wenige arbeitsfähige Juden am Leben gelassen. Insgesamt waren in beiden Lagern rund 1 000 Häftlinge inhaftiert, die in Arbeitskommandos eingeteilt waren. Im Lager I wurden die Kommandos durch Dreiecke in unterschiedlichen Farben gekennzeichnet. Die sog. blauen oder Bahnhofskommandos (je 40-50 Häftlinge) hatten zur Aufgabe, die Waggons sowie das Gepäck zu leeren bevor die Neuankömmlinge zum Umschlagplatz gelangt waren. Die sog. roten oder auch Transportkommandos (40 Personen) begleiteten die Opfer weiter bis zu dem Moment, an dem sie sich entkleiden mussten bzw. führten die kranken und schwachen Häftlinge zum „Lazarett“. Das sog. Frisörkommando (10-20 professionelle Frisöre) rasierte den Frauen ihre Haare, die sog. Goldjuden wiederum durchsuchten das Gepäck und führten Leibesvisitationen an den nackten Frauen durch (ca. 20 Personen). Das sog. gelbe oder auch Textilkommando (80-120 Personen) beschäftigte sich mit der Segregation der Kleidung, wobei sie die angenähten Davidssterne abnehmen mussten. Ferner gab es das sog. Waldkommando (25 Personen), die im Wald Holz hacken mussten, das sog. Tarnkommando, das Äste sammelte, um sowohl von innen als auch von außen den Zaun zu tarnen sowie den sog. Szajsmajster, der darauf aufpassen musste, dass niemand die Latrine länger als 3 Minuten besetzte. Darüber hinaus gab es auch sog. Hofjuden – Handwerker und Schneider, die im Teil des Lagers arbeiteten, der vom deutschen Personal bewohnt wurde. Im Lager II, dem sog. Totenlager, arbeiteten und lebten ca. 300 Häftlinge. Es gab dort u. a. die sog. Schlauchbrigade, die für die Säuberung des Korridors verantwortlich war. Ferner waren in diesem Lager Kommandos tätig, die die in den Gaskammern ermordeten Häftlinge durchsuchten und begruben bzw. verbrannten. Es gab Kommandos, die die Leichen transportierten, Zahnärzte und Totengräber sowie ein sog. Aschekommando (die Verbrennung der Leichen setzte 1943 ein). Darüber hinaus gab es im Lager I auch ein Orchester mit 10 Musikern unter der Leitung von Artur Gold. Im Lager II wurden zwei Musiker ausgewählt, von denen einer Jerzy Rajgrodzki war. An der Spitze der Häftlinge aus Lager I stand der Ingenieur Alfred Marceli Galewski (während einer Krankheit wurde er von Rakowski vertreten), im Lager II war es wiederum der Wiener Blau. Die Arbeit eines jeden Kommandos wurde von einem Kapo, ebenfalls ein Gefangener, beaufsichtigt[1.7].

Der Tag begann um 5:00 Uhr morgens. Nach dem Frühstück – trockenes Brot und Kaffee oder Brotsuppe – gingen die Häftlinge zur Arbeit, die bis ca. 18:00 Uhr dauerte. Gegen 12:00 Uhr wurde zu Mittag gegessen. An das Mittagessen erinnert sich Richard Glazar: „Wie dickflüssig die Suppe sein sollte, hing von dem ab, was ins Lager mit den letzten Transporten kam”[1.8]. Nach der Arbeit gingen die Häftlinge zum Appell, bei dem sie gezählt, selektiert und bestraft wurden. Zum Abendessen erhielten sie Kaffee und Brot, manchmal mit einem Stück Margarine oder Marmelade.

Informationen nach außen. Öffentliches Bewusstsein

„Als wir ankamen wurden meine Frau und mein Kind sofort in die Gaskammern gebracht. Im Waggon wusste niemand, was uns erwarten würde. Wir dachten alle, dass wir arbeiten sollten”[1.9].

Trotz der Tarnung und der Vertuschung des wahren Zwecks dieses Ortes, gelangten die ersten Informationen über das Schicksal der aus Warschau und anderen Städten im Rahmen des „Generalplan Ost“ deportierten Juden bereits im August 1942 in das Warschauer Ghetto, also nur knapp einen Monat nach Inbetriebnahme der Todesmaschine. Diese Berichte wurden durch jene übermittelt, denen die Flucht gelungen war, wenngleich die Bewohner des Ghettos ihnen oft keinen Glauben schenken konnten. So wurden die ersten Flüchtlinge als Wahnsinnige betrachtet, deren Erzählungen das Produkt kranker Fantasien seien. Die auf dem Abstellgleis auf den Tod wartenden Menschen wollten bis zum Ende daran glauben, dass dies nur eine Zwischenetappe auf der Reise „gen Osten“ sei. Die Berichte über die Ermordung aller Deportierten passten nicht in das zeitgenössische Weltbild. Man konnte sich kaum vorstellen, dass die Deutschen, die als kultiviertes Volk galten, zu einer Massenvernichtung fähig seien. Darüber hinaus ging man auch weiterhin davon aus, dass Juden für die Deutschen als kostenlose Arbeitskraft nützlich seien.

Ein Untergrundkomitee des Bundes beauftragte einen seiner Aktivisten, Zalman (Zygmunt) Friedrich, einen der Transporte zu verfolgen. Tatsächlich entdeckte er in Sokołów Podlaski die Wahrheit über Treblinka. In der Untergrundzeitschrift des Bundes „Ojf der wach“ (jid. Auf der Wache) vom 20. September 1942 erschien der Artikel „Warschauer Juden werden in Treblinka ermordet“. Aber auch diese Informationen wollten nicht alle glauben.

Mehr: [Link zum Artikel auf sztetl] „Weg nach Osten”… SS-Sonderkommando Treblinka II.

Konspiration der Häftlinge und Aufstand im Lager

„Die Chancen die Leben der Teilnehmer zu wahren, waren gering. Der Plan sah die völlige Zerstörung des Lagers vor“[1.10].

Nach der Reorganisation des Lagers im Herbst 1942 war die Flucht weitaus schwieriger geworden. Darüber hinaus kamen im Frühjahr 1943 sehr viel weniger Transporte an, als noch im Dezember 1942. Die Häftlinge waren sich bewusst, dass sie, sobald sie nutzlos für die SS-Männer wurden, das Schicksal der Ermordeten teilen würden. Deshalb entstanden in beiden Lagern konspirative Gruppen.

Samuel Rajzman erinnerte sich, dass er sofort nach seiner Ankunft am 22. September 1942 von Alfred Galewski in die Entstehung einer Widerstandsgruppe mit dem Ziel der Rache an den Deutschen, eingeweiht wurde [1.11]. Anfang 1943 entstand im Lager I ein Organisationskomitee auf Initiative und unter der Leitung von Julian Corążycki. Eine ähnliche Gruppe existierte auch in Lager II.

Im Lager I gehörten folgende Personen zum Widerstand: Mojżesz (Kapo in der Tischlerei), Samuel Willenberg, Alfred Galewski (nach dem Tod von Chorążycki der Anführer des Komitees). Der Leitung des Komitees gehörten wiederum der aus Tschechien stammende Zelo Bloch (Leiter des Sortierkommandos), Zev Kurland (Kapo im Lazarett), Leon Haberman (Künstler aus Warschau), Sadowicz (Agronom aus Warschau), Heinrich Kleinmann (tschechischer Beamter), Richard Glazar und Mosze Lublink (Lubling) an.

Im Lager II wiederum gehörten folgende Personen der Verschwörung an (anfangs auch im Lager I): Szymon Goldberg, Jankiel Wiernik, Adolf (aus Lodz) sowie Zelo Bloch (Tscheche).

Beide Gruppen wussten über einander Bescheid, da einige ihrer Mitglieder erst im Lager I (bspw. Szymon Goldberg) und danach im Lager II inhaftiert waren.

Ein weitere Grund für den Widerstand waren die Berichte über den Aufstand im Warschauer Ghetto. Der Plan sowie alle Schritte wurden nachts auf „befreundeten“ Pritschen vereinbart, damit niemand Fremdes darüber erfahren und es eventuell an die Kapos oder Wachmänner weitergeben konnte. Anfangs wurde der Aufstand für den 15. Juni geplant. Der Plan sah vor, die Gebäude in Brand zu stecken, die Gaskammern zu zerstören und das Personal zu töten. Die Vorbereitungen zum Aufstand wurden im Sommer 1943 intensiver als die Zahl der Transporte schrumpfte. Da man mithilfe der Waldkommandos von den Einwohnern umliegender Ortschaften Brot erhielt, versuchten die Verschwörer auf demselben Weg an Waffen zu gelangen, jedoch ohne Erfolg. Daher beschlossen sie, die Waffen im Lager zu besorgen. Bei der Reparatur des Schlosses einer Panzertür zum Waffenlager gelang es den Schlossern einen Abdruck und somit auch eine Kopie des Schlosses anzufertigen. Dadurch konnten die Verschwörer noch vor dem Aufstand eine Box mit Handgranaten herausschmuggeln, die aber leider über keine Zünder verfügten. Später gelang es jedoch, auch an die Zünder zu kommen.

„Es sollte um vier beginnen, begann aber um zwei. Statt eines Pfiffs gab es einen Schuss, da „Kuba“ aus Warschau […] uns verraten hat. Sie haben ihn und den Gendarm „Kiwe“ [Hauptsturmführer Küttner] umgebracht, als er ihm vom Aufstand erzählt hat“ [1.12].

Der Aufstand begann am Montag, dem 2. August 1943. An diesem wunderschönen Sommertag fuhr ein Teil der SS-Belegschaft an den Bug, um zu schwimmen. Auch Stangl befand sich außerhalb des Lagers. Laut Plan sollte um 16:30 ein Pfiff aus dem Lager I erschallen, also zu dem Zeitpunkt, als der Zug mit den Arbeitern zum Lager I zurückkehren sollte. Die Annahme war, dass die Arbeiter am Aufstand teilnehmen würden, weswegen man sich so größere Erfolgschancen ausrechnete. Der Aufstand begann aber um 14:00 Uhr, kurz nach einem Schuss in Lager I.

Es gelang einen Teil der Baracken sowie die Waffenkammer in Brand zu stecken. Mithilfe von Spaten und Äxten sollte ein Teil der Belegschaft des Lagers umgebracht werden, ihre Waffen wiederum sollten beim Kampf gegen den Rest dienen. „Das ganze Lager stand in Flammen, von allen Seiten stieg eine Rauchwolke auf. Dieser Teil des Lagers vernichtete das komplette Lager“[1.13]. Ein Teil des Hilfspersonals wurde getötet, wenngleich mehr Häftlinge durch Schüsse der Wachposten auf den Wachtürmen umkamen. Die Häftlinge beschlossen das Chaos sowie den Überraschungseffekt zu nutzen, schnitten den Zaun durch und begannen zu fliehen. Nur wenige von ihnen hatten Waffen. Sie liefen in verschiedene Richtungen.

Insgesamt kamen von den 850 Häftlingen, die sich zu dieser Zeit im Lager befanden, rund 350-400 beim Aufstand um, darunter der Anführer – Ingenieur Galewski. Weitere 350-400 versuchten aus dem Lager zu fliehen, was 100 von ihnen gelang. Den Krieg haben rund 70 von ihnen überlebt. Dank ihrer Augenzeugenberichte und Memoiren war das Gedenken an die hunderttausenden Opfer von Treblinka möglich.

Lager nach dem Aufstand. Spurenverwischung und Liquidation

Nach dem Aufstand blieben laut Franz Stangl 105 Häftlinge am Leben [1.14]. Nicht alle hatten den Mut und die Kraft zur Flucht, wenngleich auch fehlende Orientierung und mangelnde Sprachkenntnisse es erschwerten, sich unter den „Ariern” zu verstecken. In den letzten Wochen des Lagers – bis November 1943 wurden die mangelnden Arbeitskräfte durch Häftlinge aus dem Lager Treblinka I ergänzt. Im August 1943 kamen ca. 7 600 weitere Juden aus dem Ghetto in Białystok ins Lager. Zu dieser Zeit wurden aus Sicherheitsgründen nur 10 Waggons statt 20 auf das Abstellgleis gelassen.

Das Lager wurde langsam aufgelöst und die gestohlenen Gegenstände weggeschafft. Ein Teil der Belegschaft, mit Franz Stangl an der Spitze, wurde Ende oder Mitte August 1943 nach Triest geschickt. Von da an übernahm Kurt Franz die Leitung des Lagers. Unter seiner Aufsicht hatten die übrigen Mitglieder der Belegschaft – mehrere SS-Männer, eine Gruppe von Wachmännern sowie die verbliebenen Häftlinge (sog. Restkommando) – die Aufgabe, die Spuren des SS-Sonderkommandos Treblinka zu verwischen und danach das Gelände zu verlassen. Dabei wurden die restlichen Gebäude abgerissen, ein Teil der Baumaterialien sowie die übrigen Geräte, darunter die Dieselmotoren und Bagger mitsamt dem von den Juden hinterlassenem Eigentum, wurde wiederum an verschiedene Orte im Distrikt Lublin geschickt. Insgesamt wurden von Mitte September bis zur endgültig Auflösung rund 100 vollgeladene Waggons aus dem Lager losgeschickt.

Das Lager hörte am 17. November 1943 auf zu existieren. An diesem Tage wurden 25-30 Häftlinge von Kurt Franz erschossen und verbrannt. Ferner verließen die letzten Wachmänner und SS-Männer das Lager. Auf dem Gelände wurde ein Bauernhof eingerichtet und Hilfstruppen stationiert.

Nach dem Krieg. Gedenken

Als die Rote Armee im Sommer 1944 das ehemalige Lager erreichte, flohen die Wachposten von den Feldern. Bis heute ist unklar, was aus ihnen geworden ist. Von diesem Augenblick an konnten Menschen von außerhalb dieses Niemandsland besuchen. In den ersten Jahren nach dem Krieg suchten Menschen auf dem Gelände des Vernichtungslagers Treblinka II sowie des Arbeitslagers Treblinka I nach Kostbarkeiten. Erst Ende der 50er Jahre wurde auf dem Gelände aufgeräumt und mit dem Bau von zwei Denkmälern begonnen – auf dem Gelände von Treblinka II (entworfen von Adam Haupt und Franciszek Duszeńko) sowie auf dem Gelände von Treblinka I (von Franciszek Strynkiewicz). Die Denkmäler wurden am 10. Mai 1964 feierlich enthüllt.

 

Dr. Martyna Rusiniak-Karwat

Literaturverzeichnis (Auswahl)

  • Co wiemy o Treblince? Stan badań, Red. E. Kopówka, Siedlce 2013.
  • Lahnstaed S., Czas zabijania. Bełżec, Sobibór, Treblinka i Akcja Reinhardt, Warszawa 2018.
  • Maranda M., Nazistowskie obozy zagłady. Opis i próba analizy zjawiska, Warszawa 2002.
  • Młynarczyk J.A., Treblinka – obóz śmierci „akcji Reinhardt”, [in:] Konferencje IPN. Akcja Reinhardt. Zagłada Żydów w Generalnym Gubernatorstwie, Warszawa 2004, S. 217
  • Rusiniak M., Obóz zagłady Treblinka II w pamięci społecznej (1943–1989), Warszawa 2008.
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Fußnoten
  • [1.1] Das Arbeitslager Treblinka existierte vom Sommer 1941 bis zum 23. Juli 1944. Kommandant war SS-Hauptsturmführer Theo van Eupen. Im Lager wurden vorwiegend Polen festgehalten, hauptsächlich Einwohner des Landkreises Sokołów-Węgrów, die für kleinstmögliche Vergehen gegenüber der deutschen Behörden inhaftiert wurden. Es gab allerdings unter den Häftlingen auch Juden. Ab Juli 1942 wurden im Lager jüdische Fachkräfte und Handwerker festgehalten, die aus Transporten ins Lager Treblinka II selektiert worden waren. Mehr zum Lager Treblinka I siehe z.B. Obóz pracy Treblinka I. Metodyka integracji danych wieloźródłowych, S. Różycki, M. Michalski, E. Kopówka, Warszawa–Treblinka 2017.
  • [1.2] Ząbecki F., Wspomnienia dawne i nowe, Warszawa 1977, S. 38-39.
  • [1.3] Beschreibung des Lagers in Zeitzeugenberichten von Geflüchteten, u. a.: Abraham Jakub Krzepicki, Człowiek uciekł z Treblinek… Rozmowy z powracającym, bearb. B. Engelking, A. Skibińska, Warszawa 2017; Rajchman J., Ocalałem z Treblinki. Wspomnienia z lat 1942–1943, Nachwort von E. Koźmińska-Frejlak, Warszawa 2011; Wiernik J., Rok w Treblince, Warszawa 1944 (Reprint Warszawa 2003).
  • [1.4] Dokumenty i materiały z czasów okupacji niemieckiej w Polsce, Bd. 1: Obozy, bearb. N. Blumental, Łódź 1946, S. 183. Zeitzeugenbericht von Samuel Rajzman, der am 22 September 1942 aus Warschau deportiert wurde.
  • [1.5] Weinstein E., 17 dni w Treblince, Łosice 2012, S. 50.
  • [1.6] Wiernik J., Rok w Treblince, Warszawa 1944 (Neuauflage Warszawa 2003), S. (3) 14.
  • [1.7] Zum Thema der Aufteilung der Häftlinge in Kommandos siehe z.B. Willenberg S., Bunt w Treblince, Nachwort und Kommentar A. Żbikowski, Warszawa 2004.
  • [1.8] Glazar R., Stacja Treblinka, Warszawa 2011, S. 30.
  • [1.9] Dokumenty i materiały z czasów okupacji niemieckiej w Polsce, Bd. 1: Obozy, bearb. N. Blumental, Łódź 1946, S. 178: Zeitzeugenbericht von Szymon Goldberg, der am 5. September 1942 aus Częstochowa nach Treblinka II deportiert wurde.
  • [1.10] Dokumenty i materiały z czasów okupacji niemieckiej w Polsce, Bd. 1: Obozy, bearb. N. Blumental, Łódź 1946, S. 188: Zeitzeugenbericht von Samuel Rajzman.
  • [1.11] Dokumenty i materiały z czasów okupacji niemieckiej w Polsce, Bd. 1: Obozy, bearb. N. Blumental, Łódź 1946, S. 183: Zeitzeugenbericht von Samuel Rajzman. Eine Beschreibung über die Vorbereitungen sowie den Verlauf des Aufstandes verschriftlichte u. a. Samuel Willenberg, Bunt w Treblince, Nachwort und Kommentar A. Żbikowski, Warszawa 2004.
  • [1.12] Dokumenty i materiały z czasów okupacji niemieckiej w Polsce, Bd. 1: Obozy, bearb. N. Blumental, Łódź 1946, S. 181: Zeitzeugenbericht von Szymon Goldberg.
  • [1.13] Dokumenty i materiały z czasów okupacji niemieckiej w Polsce, Bd. 1: Obozy, bearb. N. Blumental, Łódź 1946, S. 189: Augenzeugenbericht von Samuel Rajzman.
  • [1.14] Sereny G., W stronę ciemności. Rozmowy z komendantem Treblinki, Warszawa 2002, S. 216-217.