Im 12. Jahrhundert entstand an einem der Handelswege, die Osteuropa mit Westeuropa verbanden, eine Marktsiedlung namens Środa (Neumarkt). Den Namen verdankte die Siedlung dem Wochenmarkt, der da jeden Mittwoch (poln.: środa) stattfand. Während der Herrschaft des schlesischen Herzogs Heinrich I. kam es zur Umwandlung der Marktsiedlung Środa (Neumarkt) zu einer Ortschaft mit städtischem Charakter. Das Dokument der Stadtrechtsverleihung ist nicht überliefert, obwohl bekannt ist, dass Środa (Neumarkt) Anfang des 13. Jahrhunderts das flämische Recht bekam, das im Jahre 1235 mit dem Magdeburger Recht ersetzt wurde. Dieses Recht wurde dann verändert, was zur Entstehung einer Modifikation des Magdeburger Rechts führte, die das Neumarkter Recht (prawo średzkie) genannt wurde. Das Neumarkter Recht wurde vom 13. bis 14. Jahrhundert ein Muster für 115 Städte, die in dieser Periode auf dem Gebiet Schlesiens, Großpolens und Kleinpolens entstanden – unter anderen Opole (Oppeln), Trzebnica (Trebnitz), Kalisz (Kalisch), Łęczyca (Lentzchitza), Wieliczka (Groß Salze) und Radom. Erstens wurde Środa (Neumarkt) als eine Stadt in einem Dokument aus dem Jahre 1238 bezeichnet.

1327 wurde das Herzogtum Breslau und dadurch auch Środa (Neumarkt) zum Lehnsgut und 1335, nach dem Tod vom Herzog Heinrich IV., wurde es dem Königreich Böhmen einverleibt. Die jüdische Bevölkerung Neumarkts wurde bereits im 14. Jahrhundert erwähnt - sie wurden jedoch 1455 vertrieben [1.1]. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts war das Königreich Böhmen, darunter auch Schlesien, das Gebiet der Hussitenkriege. In den Jahren 1428-31 befand sich Środa (Neumarkt) und seine Umgebung auf dem Weg der Hussitenfeldzüge. 1428 plünderten die Hussiten die Stadt, verbrannten das Kloster und die Franziskanerkirche.

Im 16. Jahrhundert erfolgten in Schlesien beträchtliche politisch-gesellschaftliche Veränderungen, die das Leben der Einwohner von Środa (Neumarkt) beeinflussten. 1526 kam Schlesien für über zweihundert Jahre in den Besitz des multinationalen Staates der österreichischen Habsburger.

Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts war die am wenigsten erfolgreiche Periode in der bisherigen Geschichte von Środa (Neumarkt). Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) schonte weder die Stadt noch ihre Einwohner. Die in der Stadt stationierten Armeen beider Seiten verübten Gewalt und Raub. Nach dem Krieg wurde die Stadt größtenteils zerstört, und es verblieben darin nur etwa 40 Familien. Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war durch den Wiederaufbau von den Kriegszerstörungen geprägt, der noch während des Krieges aufgenommen wurde.

Das wichtigste politische Ereignis des 18. Jahrhunderts für Środa (Neumarkt) war die Unterstellung unter preußische Herrschaft (1741). Bereits am 30.07.1740 wurde die Stadt von der preußische Armee unter der Führung von König Friedrich II. besetzt. Die Kriege um Schlesien (sogenannte Schlesische Kriege) zwischen Preußen und Österreich in den Jahren 1740-1763 verursachten die Zerstörung der Stadt und der Umgebung. Środa (Neumarkt) war eins der Konzentrationspunkte der Armeen vor der Schlacht bei Lutynia (Leuthen), die am 5. Dezember 1757 statt fand. Damals waren in der Stadt ungefähr zwanzigtausend Soldaten stationiert.

Den Anfang des 19. Jahrhunderts prägten die in Europa geführten Napoleonischen Kriege. Bereits 1806 wurde die Stadt geplündert, zuerst von der französischen und dann von der deutschen Armee. 1813 wurde Środa (Neumarkt) nochmals zur Beute der französischen Truppen. Von 31. Mai bis zum 5. Juni hielt sich Napoleon Bonaparte zusammen mit einem Korps von dreißigtausend Soldaten in Środa (Neumarkt) auf.

Erst 1812 bildete sich wieder eine jüdische Gemeinde in Neumarkt [1.1.1].

Im 19. Jahrhundert wurden Funktionen mancher der bisherigen Gebäude verändert und mehrere neue Bauten, von denen viele bis heute erhalten blieben, wurden geschaffen.

1920 wurde mit der Organisierung des Stadtmuseums begonnen. 1945 wurde seine wertvolle Sammlung zerstört und zerstreut.

Im Zuge des Novemberpogroms 1938 kam es auch in Neumarkt zu Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung. So wurde die Synagoge sowie zwei jüdische Läden zerstört [1.1.1].

Die Jahre des Zweiten Weltkrieges führten zu bahnbrechenden Veränderungen in der Geschichte von Środa (Neumarkt). Am 9.02.1945 eroberten die Regimente der 181. Infanteriedivision des Oberstleutnants Paweł Morozow aus dem 74. Infanteriekorps die Stadt. Infolge der Grenzverschiebungen kam Schlesien zusammen mit Ermland, Masuren und Pommern an Polen. Auf diese Weise begann für Środa (Neumarkt) eine neue Geschichtsperiode. Die deutsche Bevölkerung wurde nach Deutschland umgesiedelt und ab dem Frühling 1945 wurde die Stadt von Polen besiedelt, die hierher aus verschiedenen Regionen des Vorkriegspolens kamen.

 

 


 

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Fußnoten
  • [1.1] Alicke, Klaus-Dieter: Neumarkt, [in:] Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum, Bd. 2, Gütersloh 2008, S.2523.
  • [1.1.1] [a] [b] Alicke, Klaus-Dieter: Neumarkt, [in:] Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum, Bd. 2, Gütersloh 2008, S.2523.